Sporthalle wird zur Notunterkunft

Vereine und Schulen suchen weiter nach Alternativen. Stadt muss wegen der Flüchtlingsströme handeln.

Sporthalle wird zur Notunterkunft
Foto: A. Bischof

Krefeld. Am Morgen sind noch Kinderstimmen in der Turnhalle an der Lindenstraße zu hören. Mit Schulende ist damit Schluss. Kurz vor 16 Uhr rücken Mitarbeiter des Katastrophenschutzes und der Stadt an. Sie besichtigen und vermessen die Räume. In den kommenden Tagen werden auf dem Spielfeld Feldbetten, Schränke und Tische aufgebaut. Damit verwandelt sich die Sporthalle in eine Notunterkunft für Flüchtlinge.

Sporthalle wird zur Notunterkunft
Foto: Bischof, Andreas (abi)

„Wir wissen noch nicht, ob wir die Halle tatsächlich nutzen müssen“, sagt Wolfram Gottschalk, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Stadt. „Aber unsere Platzreserven gehen zur Neige.“

In Krefeld leben momentan 918 Asylbewerber. Ihre Zahl steigt. Im Durchschnitt sind es 15 pro Woche, die der Stadt zugewiesen werden. „Letzte Woche waren es plötzlich 25“, sagt Gottschalk. Das mache die Planung so schwierig. In der schon vor Monaten als Notunterkunft hergerichten Don-Bosco-Schule sind deshalb nur noch 30 Plätze frei. Diese Reserve sei zu niedrig.

An der Lindenstraße wird es in Kürze Platz für weitere 40 bis 50 Menschen geben. Da in den beiden vorhandenen Umkleidekabinen jeweils nur eine Toilette installiert ist, will Gottschalk ihre Zahl erhöhen. Beispielsweise durch einen weiteren WC-Wagen.

Bei einigen Vereinen sorgt die Entscheidung der Stadt für Unmut. Beispielsweise beim Tischtennis-Club Blau-Weiß. Die Mitglieder erfuhren erst am Freitagabend von den Plänen der Stadt, als Gottschalk noch einmal die Halle inspizierte. Sie haben das postwendend auf ihrer Internetseite kommentiert: „Für uns ist eine Alternativlösung dringend erforderlich, da in den nächsten Tagen sowohl Meisterschaftsspiele in der Halle terminiert sind, als auch der Trainingsbetrieb für viele Kinder und Erwachsene fortgesetzt werden muss.“

Die Entscheidung ist laut Gottschalk am Donnerstagnachmittag sehr kurzfristig gefallen. Die Information habe er an die Fachbereiche Schule und Sport weitergegeben. Angelika Peters vom Presseamt ergänzt: „Im Sportbereich konnten am Freitag nicht mehr alle erreicht werden. Die sind dann am Montagmorgen telefonisch informiert worden.“

Auch Jürgen Ströhmann von der Bürgerinitiative Rund um St. Josef hat erst aus der Zeitung davon erfahren. „Donnerstags und freitags stehen unsere Kinder jetzt vor der Türe, wir kommen nicht rein.“ Bei schönem Wetter könne zwar auf dem Schulhof gekickt werden, erklärt er weiter. Dennoch sollten kurzfristig Alternativen angeboten werden.

Hubert Fortmeier, Rektor der Josefschule, ist mit seinen Schülern auch von der Hallenschließung betroffen. Er denkt jetzt schon an die organisatorischen Probleme wie die Änderung des Stundenplanes, wenn er zu anderen Zeiten Stunden in einer anderen Halle bekommt.

Wolfgang Kutz vom Fichte-Gymnasium ist am Freitag von der Schulverwaltung über die neue Nutzung der Turnhalle informiert worden. Auch er hofft, ausweichen zu können. Die Halle an der Lindenstraße als Unterkunft für Asylbewerber zu nutzen, hält er nicht für gut. „Sie ist klein, dunkel, schlecht zu belüften und hat keinen Auslauf.“

Der Turnklub Krefeld muss laut Michaela Kuhlen nun „mal eben 37 ältere Damen und Herren im Alter von 56 bis 86 Jahren darüber informieren, dass ihre Gymnastikstunde ausfällt.“ Stattdessen sollte die Stadt besser das leerstehende Seniorenheim an der Westparkstraße als Notunterkunft nutzen. Die Stadt will davon jedoch nichts wissen. Sie prüft derzeit andere Vermarktungsmöglichkeiten.

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