Stadt steigt ins boomende Altkleider-Geschäft ein

Die Nachfrage hat die Preise steigen lassen. Mit Einführung des orangefarbenen Sacks werden gewerbliche Sammlungen nicht mehr genehmigt.

Krefeld. In Krefelds Kellern, Hinterhöfen und an Straßenrändern wird es ab kommendem Sommer noch bunter: Zu blauen, roten, grauen und gelben Tonnen und Säcken kommt ab 1. Juli noch der orangefarbene Sack hinzu — für Alttextilien und Schuhe, die im Auftrag der Stadt von der GSAK abgeholt und der Verwertung zugeführt werden.

Just in einer Zeit, in der das Gewerbe mit Alttextilien blüht und Preise zwischen 300 und 400 Euro pro Tonne gezahlt werden, hat eine Änderung des Abfallwirtschaftsgesetzes den Kommunen eine neue Einnahmequelle beschert. Helmut Döpcke, Leiter des Fachbereichs Umwelt bei der Stadt, schätzt das Potential auf bis zu 2500 Tonnen im Jahr. Rund 500 davon sind bislang in den Altkleider-Containern von Arbeiter-Samariterbund (ASB) und Rotem Kreuz gelandet.

Anders als in anderen Städten dürfen die karitativen Organisationen in Krefeld ihre Container stehen lassen. Auf alle anderen gewerblichen Sammler — ob sie seriös sind oder nicht — kommen schwere Zeiten zu. Denn nach dem neuen Abfallwirtschaftsgesetz müssen sämtliche gewerblichen Sammlungen der Kommune angezeigt werden. Und die kann genehmigen oder auch nicht. Mit Einführung der orangefarbenen Säcke werden die privaten Textilsammler in Krefeld jedenfalls keine Genehmigung mehr erhalten. „Am 30. Juni ist Schluss“, sagt Döpcke.

„Wir sehen das kritisch, dass gerade jetzt, da die Preise anziehen, die Kommunen da ’reingrätschen“, erklärt Ilona Schäfer, Pressereferentin des Bundesverbandes Sekundärrohstoffe und Entsorgung. „Betriebe, die zum Teil zertifiziert sind, und das seit Generationen machen, werden in ihrer Existenz bedroht.“

Die Verwertungswege sind bei allen Sammlungen dieselben: Die Masse der Alttexilien landet in großen Sortieranlagen. Was irgendwie tragbar erscheint, geht auf den osteuropäischen und afrikanischen Markt. Zahllose Händler leben dort von den abgelegten Klamotten der Westeuropäer. Was partout nicht verscherbelt werden kann, wird zum Putzlappen.

„Wir gehen mit dem Thema jetzt ganz offensiv um“, erklärt der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Krefeld, Bernd Pache. „Jeder Spender soll wissen, dass auch das Rote Kreuz die Alttextilien kommerziell nutzt. Der Überschuss geht ans DRK“. Immerhin werden im Burchartzhof in Bockum jeden Mittwoch die besten Stücke aussortiert und an Kleiderkammern weitergegeben. Pache: „Das macht etwa fünf bis zehn Prozent aus“. 311 Tonnen hat das DRK 2011 in Krefeld gesammelt, Zahlen vom Arbeiter-Samariter-Bund liegen der WZ nicht vor.

„Der Krefelder hat die Wahl, ob er weiter eine karitative Organisation unterstützt oder den orangefarbenen Sack nutzt“, erklärt Helmut Döpcke und fügt hinzu: „Die Einnahmen aus der Altkleiderverwertung fließen vollständig in den Gebührenhaushalt. Das kommt dann jedem Bürger zugute.“ Etwa dadurch, dass die Müllgebühren weniger stark steigen.

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