Stadtbad — Symbol für unerfüllte Träume

Es hakt beim Optionsvertrag mit den Krefelder Architekten

Wie kein anderes Gebäude in Krefeld symbolisiert das Stadtbad an der Neusser Straße Hoffnungen, die sich nicht erfüllt haben. Ideen gab es reichlich, umgesetzt wurde nichts. 2004 hatte Joachim Tenkhoff die Mehrheit im Rat mit seinem Kaiserbad-Center schon überzeugt. 25 000 Quadratmeter sollte sein Einkaufstempel haben. Entnervt vom Widerstand in der Bevölkerung und Auflagen der Denkmalschützer sprang Tenkhoff 2006 wieder ab. Fünf Jahre später folgte die nächste herbe Enttäuschung: Geldgeber Vadullah Basaran kehrte Krefeld den Rücken. Zuvor hatte der Türke die Politik mit seinem Konzept begeistert, das Stadtbad in einen Europa-Basar mit vielen Geschäften zu verwandeln.

In diesem Jahr schien alles zugunsten der heimischen Architektenbüros Schwittmann/Bertrams und Lucas zu laufen. Ihr Plan: Wellness im altehrwürdigen Stadtbad. Anfang Juli entschied der Rat, mit den Büros einen Optionsvertrag zu schließen. Was wie eine Formalie aussah, hat sich zur Hängepartie mit ungewissem Ausgang entwickelt. Seit drei Monaten wird über den Vertrag verhandelt. Warum? Architekt Rainer Lucas sagt, die Dinge seien im Detail schwierig, es gebe viel zu regeln. Das verblüfft, denn wo welche Steckdose hinkommt, muss sicher nicht im Vertrag stehen. Dass es bei diesem 25-Millionen-Projekt zudem Streit um ein paar Tausend Euro Optionsgebühr geben soll, macht die Ratlosigkeit perfekt.

Vielleicht findet sich die Erklärung in Köln. Dort sitzt das Architekturbüro Gassen & Wasser, das behauptet, einen Investor für das Stadtbad zu haben. Entstehen soll ein Hamam. Die Pläne seien auf Bitten der Stadt vorgelegt worden. Erstaunlich. Denn den ersten Zugriff haben die Krefelder Architekten. Ob es mit ihnen einen Vertrag geben kann, muss die Verwaltung jetzt schnell klären. Wenn nicht, gilt es, zügig mit den Kölnern Verhandlungen zu führen. Das Stadtbad verrottet schon lange genug.

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