Auf Kairos Straßen gefunden: Bilder des arabischen Frühlings

Klaus Klinkhammer zeigt Fotos von Graffiti aus der ägyptischen Hauptstadt. Sie erinnern oft an antike Motive.

Krefeld. Das hat ihn beeindruckt. Seit mehr als 20 Jahren reist Klaus Klinkhammer regelmäßig nach Ägypten. Auch in diesem Frühjahr war er wieder da und hat etliche Fotos mitgebracht.

Nicht von den Pyramiden oder vom Nil, sondern von zahlreichen Graffiti, die er in Kairos Straßen vorgefunden hat. Klinkhammer zeigt seine Fotos bis Anfang November im kleinen Café an der Tannenstraße.

Im Revolutions-Frühjahr 2011 ist es Klinkhammer nicht geglückt, in sein geliebtes Ägypten zu kommen. „Zweimal wurde der Flug abgesagt“, erzählt er. Im letzten März aber flog er mit seiner Frau wieder nach Kairo. „Es gab immer noch Demonstrationen“, berichtet der ehemalige Geschäftsführer der Gewerkschaft ÖTV in Krefeld.

Vor allem rund um den Tahrir-Platz, den Platz der Revolution, fand er die Graffiti. Die Bilder sind mit solchen aus hiesigen Breiten kaum vergleichbar. Es sind kunstvoll ausgearbeitete Gemälde, die offenbar über mehrere Tage entstehen. Die Künstler suchen wohl auch nicht den Schutz der Dunkelheit, um die für sie keineswegs ungefährlichen Arbeiten anzubringen.

Bei den Motiven bedienen sich die Maler auffällig oft aus der alten ägyptischen Geschichte. Der Apisstier taucht auf, der Phönix, ein altertümliches Totengericht wird dargestellt. Die der Geschichte entlehnten Motive dienen der metaphorischen Kritik an den heutigen Verhältnissen, die Wahl der Motive und die Art der Ausführung sprechen dafür, dass die Urheber offenbar akademisch gebildete junge Menschen sind.

Eine immer wieder auftauchende Figur ist die eines schwarzen Untiers. Das — so Klinkhammer — stehe für das Militär und die Geheimpolizei. Opfer der Staatsgewalt werden überlebensgroß portraitiert. „Ich muss das hier malen, damit die Menschen nicht umsonst gestorben sind“, hat ein Maler Klinkhammer erklärt.

Mit den Restriktionen des Islams haben die Künstler offenbar auch wenig im Sinn. Wie auf alten ägyptischen Wandmalereien werden etwa junge Frauen nur mit einem Lendentuch bekleidet dargestellt. „Das ist für einen strenggläubigen Muslim natürlich ein Affront“, sagt Klinkhammer.

„Liberaler gesinnte Menschen haben einen hohen Anteil an den ägyptischen Umwälzungen“, betont Klinkhammer. In der hiesigen Berichterstattung gehe das fast völlig unter. Mit seiner Ausstellung will er helfen, dieses Bild zu korrigieren.

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