Auf nach Orlando: Dolphins trainieren hart für die WM

Dreimal in der Woche treffen sich die Cheerleader von Bayer Uerdingen zur Probe. Anders als viele denken, ist der Sport nicht ungefährlich.

Krefeld. Wer glaubt, Cheerleader wären Hüpfdohlen, die stets puschelschwenkend Footballteams anfeuern, denkt an der Lebenswirklichkeit vorbei. Ambitioniertes Cheerleading auf Wettkampfebene hat so gar nichts mit diesem Klischee zu tun. Turnerische Höchstleistungen, akrobatische und tänzerische Elemente sind die Kennzeichen einer Sportart, die keinesfalls als ungefährlich gilt.

In der Turnhalle am Löschenhofweg in Uerdingen haben sich die beiden erfolgreichsten Teams der Dolphins, wie die Cheerleading-Abteilung von Bayer Uerdingen genannt wird, versammelt. Auf den Matten stehen die frischgekürten Deutschen Meister. Sowohl das Juniorenteam, die Loony Dolphins, als auch die Senioren, die Allstars, haben bei den vergangenen Wettkämpfen alle Preise abgeräumt.

Nun befinden sie sich mitten in den Vorbereitungen auf den Höhepunkt ihrer Karriere: Die Weltmeisterschaften in Orlando, Florida im Jahr 2013. Dafür trainieren die beiden Teams mindestens dreimal wöchentlich, am Ende der heißen Phase werden sie das Pensum allerdings erneut verschärfen. „Im Cheerleading gibt es keinen Ligabetrieb, sondern nur diverse Meisterschaften“, erklärt Maggie Schulz. „Jedes Jahr gibt es die Möglichkeit, sich über regionale Meisterschaften für bundesweite Wettkämpfe zu qualifizieren. Dort ist es wiederum möglich, die Teilnahme an internationalen Turnieren zu erringen.“

Die 27-Jährige ist zwar bereits einmal zuvor Deutsche Meisterin geworden, doch das habe ihr beim diesjährigen Turnier wenig geholfen. „Ich war richtig nervös“, räumt sie ein. „Bei der WM dabei zu sein, ist das Größte.“

Gleich zweimal werden die beiden All-Female-Teams, wie reine Frauengruppen genannt werden, in Orlando an den Start gehen. Einmal als deutsche Vertreter mit dem Adler auf der Brust und danach als Dolphins in einer weiteren Kategorie.

Auch bei den Europameisterschaften konnte man mit dem dritten Platz ein beachtliches Ergebnis erzielen. Bei den Loony Dolphins sind Mädchen zwischen 11 und 16 Jahren dabei. Die Senioren, die Allstars, sind zwischen 16 und 28 Jahre alt.

Doch es gibt eben nicht nur reine Frauenteams in der Cheerleading-Abteilung. Die neuformierte Truppe Dolphins Coed ist ein Mix-Team, bei dem auch Männer mitwirken dürfen. „Eigentlich gilt diese Variante als Königsdisziplin, aber in Deutschland ist die Konkurrenz innerhalb der reinen Frauenteams viel größer. Deswegen gilt das heute nicht mehr“, erklärt Marco Schulz, dessen Körper vom vielen Training gestählt ist.

Schon seit 16 Jahren ist er dabei. Bei seiner Mutter hat er sich einst mit dem Cheerleading-Virus angesteckt. Insgesamt zählt das Coed-Team neun Y-Chromosomenträger.

Wie gefährlich diese Sportart sein kann, hat Luisa Schmidt bereits am eigenen Leib erfahren. „Ich habe mir schon das Bein gebrochen“, erzählt die 17-Jährige.

Besonders die sogenannten Flyer leben gefährlich. Sie werden mitunter meterhoch durch die Luft geschleudert. Ein Fehlgriff der Base, wie die Fänger genannt werden, kann katastrophale Folgen haben. „Neben diesen Positionen gibt es noch die Tumbler, die für besondere Tanzeinlagen verantwortlich sind“, erklärt Marco Schulz.

„Mich ärgert wirklich, wenn Menschen unsere Sportart belächeln“, sagt Maggie Schulz nach dem Training mit hochrotem Kopf. „Wer an der Ernsthaftigkeit unserer Leistung zweifelt, kann sich ja gerne selbst einen Eindruck verschaffen.“

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