Breakdance ist nicht nur Tanz, sondern eine Lebenseinstellung

Can Berdermann ist gerade mal elf Jahre alt und schon mehrfacher Deutscher Meister. Sogar seine Auftrittsmusik schneidet er selbst.

Krefeld. Ganz locker mit Handschlag begrüßt Can Berdermann seine Freunde in der Tanzschule. Breakdance ist nicht nur ein Tanz, Breakdance ist eine Lebenseinstellung. Dieser Meinung ist der Elfjährige zumindest. Wenn man dann erfährt, dass er seit seinem dritten Lebensjahr, also fast sein ganzes bisheriges Leben, Breakdance macht, fällt es auch nicht schwer, ihm das zu glauben. "Meine Mutter ist dabei mein Vorbild", erklärt Can, dessen Mutter Mine die Tanzschule Mine-Sports am Südwall betreibt. "Mit gefällt es vor allem auf der Bühne zu stehen und zu zeigen, was ich kann", fügt er noch hinzu.

Was er kann, ist in der Tat bemerkenswert. Salto, Kopfstand und ausgefallene Tanzschritte, sogenannte Powermoves, sind für den Gymnasiasten kein Problem. Zumal er drei- bis viermal die Woche trainiert.

"Abends übe ich dann noch zu Hause, lasse Musik laufen und denke mir neue Schritte aus", erzählt er mit Begeisterung. Dabei ist ihm wichtig andere nicht zu kopieren, sondern sich in Tanzvideos nur Anregungen zu holen und dann eigene Kombinationen zu kreieren. Can hat seine eigene kleine Tanzgruppe, zu fünft nehmen sie an Turnieren teil. Fantastix nennt sich die Gruppe, die schon zweimal Deutscher Meister geworden ist.

Als Solo-Tänzer holte sich Can ebenfalls schon zweimal den Meistertitel. "Ich schneide auch meine Musik für die Auftritte selbst, meine Mutter hat mir gezeigt, wie man das Schnittprogramm am Computer bedient", erzählt der Elfjährige beiläufig, als sei das eine alltägliche Beschäftigung für Jungen in seinem Alter.

Can hat auch schon andere Tänze ausprobiert, ist aber schließlich immer wieder beim Breakdance gelandet. "Lateinstandard-Tänze waren auch schon dabei, aber das gefiel ihm nicht so", erzählt sein Vater Frank schmunzelnd. "Er kam sich in den ordentlichen und engen Klamotten irgendwann albern vor." Da zog der kleine Tänzer weite Sporthosen und T-Shirts vor: modebewusst schon mit damals sechs Jahren.

In seiner Tanzgruppe ist er der Älteste, die anderen sind alle zwischen sieben und elf Jahren alt. "Moritz ist mein bester Freund, ich habe ihn damals zum Breakdance gebracht", erzählt Can. Er kann ganz genau die Stärken und Schwächen der einzelnen Mitglieder seiner sogenannte Crew aufzählen. "Leon kann am besten den Headspin, also das Drehen auf dem Kopf", sagt der kleine Chef. Außerdem weiß er genau, was einen guten Breakdancer ausmacht: "Nicht nur die Akrobatik ist wichtig, sondern auch die Schritte im richtigen Rhytmus auf die Musik zu bringen."

Ein wichtiger Bestandteil des Breakdance ist das Battlen, also der Wettkampf zweier Tänzer, die versuchen, sich durch Akrobatik und Tanzeinlagen zu übertreffen. "Wie in einem Kampf geht der Battle über drei Runden und man tanzt abwechselnd etwas vor. Der Unterschied zur normalen Choreographie ist, dass es aggressiver und provokanter zugeht", erklärt Can. "Das heißt aber nicht, dass man sich schlägt", ergänzt er lachend. "Auch wenn ich richtig heftig gegen Moritz antrete, geben wir uns danach die Hand und sind wieder beste Freunde."

Die Schule ist Can natürlich auch wichtig, "aber Breakdance macht mehr Spaß", sagt der Schüler grinsend. Später will er Profi-Tänzer werden und genau wie seine Mutter auch eine Tanzschule eröffnen. Sein nächstes Ziel ist es, ab kommendem Jahr als Junior-Tänzer bei internationalen Turnieren mitzumachen. "Zum Beispiel beim Battle of the Year, wo die weltbesten Breakdancer teilnehmen." Zu denen gehört Can, wenn er so weitermacht, ja vielleicht auch.

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