Carsharing: Mein Auto — Dein Auto

In vielen deutschen Großstädten erfreut sich Carsharing immer größerer Beliebtheit. In Krefeld hinkt man immer noch hinterher.

Krefeld. Ulla Schreiber liebt Überraschungen. Vor allem, wenn es darum geht, mit welchem Auto sie als nächstes fährt. Ist es der kleine niedliche Smart oder der elegante Zweisitzer mit Schiebedach? Welches Fahrzeug es auch wird, solange die Krefelderin den Wagen nicht selbst versteuern, putzen und reparieren muss, ist sie wunschlos glücklich.

Ulla Schreiber ist seit 20 Jahren Verfechterin des Carsharings. Zu Deutsch: Auto teilen. Das Prinzip ist einfach: Ein Carsharing-Anbieter parkt mehrere Autos an verschiedenen Stellplätzen in der Stadt. Wer einen Wagen braucht, ruft an oder bucht per Internet für die Zeit, die man das Auto tatsächlich nutzen möchte. Mit einer speziellen Kundenkarte gelangt man jederzeit an den Schlüssel und kann den Wagen auch jederzeit wieder abgeben. Gezahlt wird pro Stunde und gefahrenen Kilometer. Am Ende des Monats wird abgerechnet.

Ein tolles System, findet Schreiber. Nur leider ist es in Krefeld nicht zu finden. Nicht mehr. Vor knapp zehn Jahren haben sich einige Carsharing-Firmen in Krefeld angesiedelt, inzwischen aber wieder aufgelöst, darunter auch das von Karim Djabbarpour. Damals gründete er die Carsharing Krefeld GmbH.

„Wir hatten damals nie mehr als zwei Autos im Einsatz und nur knapp 30 Nutzer“, erinnert er sich. Der Kreis derjenigen, die die GmbH auf die Beine gestellt hatten, verlor irgendwann die Motivation. Der Autoverleih wurde eingestellt.

„Das ist sehr bedauerlich“, sagt Schreiber, die zumindest hier in Krefeld alles mit Bus und Bahn erledigt. An ihrem ehemaligen Arbeitsplatz bei der Bauverwaltung Tübingen hatte sie Carsharing eingeführt und genutzt. Durch jahrelange Erfahrung kennt sie die Vorteile.

„Man hat immer einen festen Parkplatz, das Auto ist immer gewartet, Dauerausgaben wie Steuer, Versicherung, Autoclubbeiträge oder Autowäsche entfallen.“ Lediglich zu Beginn zahlt man einen Genossenschaftsanteil, vergleichbar mit einer Mietkaution, von rund 250 Euro. Diese bekommt man zurück erstattet, sobald man die Dienste nicht mehr in Anspruch nimmt.

In Krefeld gibt es aktuell kein Carsharing-Angebot, im Gegensatz zu benachbarten Städten wie Düsseldorf, Mönchengladbach oder Köln. Heidi Matthias, Vorstandssprecherin der Grünen in Krefeld, hält das Projekt Carsharing für „längst überfällig“. „Ein Carsharing-Auto würde laut Untersuchungen acht bis 30 andere Autos aus dem öffentlichen Verkehr ziehen“, sagt Matthias. Die Grünensprecherin fordert, vor allem bei der Stadtverwaltung auf Carsharing zu setzen. „Auch ein Oberbürgermeister sollte sich ein Auto teilen. Zum größten Teil steht das nur in der Garage und wird nur genutzt, um ihn morgens zu Hause abzuholen und abends wieder heimzubringen.“

Von der Stadt heißt es dazu: In der Sitzung des Verwaltungsausschusses wurde beschlossen, dass ein ursprünglich vorgesehenes Pilotprojekt Carsharing nicht durchgeführt werden soll. Am Ziel einer Optimierung des Fahrzeugbestandes soll aber grundsätzlich festgehalten werden.

Einen Anstoß könnten laut Grünensprecherin Matthias die Stadtwerke geben: „Mit denen könnte die Stadt doch zusammenarbeiten.“ Von einem „Anstoß“ ist seitens der SWK aber noch lange nicht die Rede. Dirk Höstermann, stellvertretender SWK-Pressesprecher: „Wir sind sozusagen noch in der allerersten Findungsphase zu überlegen, was möglich ist und wie man es umsetzen könnte. Wir sind noch weit davon entfernt, bei der Stadt etwas anzustoßen.“

Solange sich kein privater Anbieter findet, der in Krefeld Carsharing anbietet, bleibt es eben beim Bus- und Bahnfahren. Das hat schließlich auch seine Vorteile, weiß Schreiber: „Da können Sie während der Fahrt wenigstens die WZ lesen.“

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