Defibrillatoren: Herzmassage kann Leben retten

Herzmassage kann Leben retten, sagen die Spezialisten. Krefeld ist mit mehr als 250 Defibrillatoren gut versorgt.

Krefeld. Drei Minuten. So lange dauert es in der Regel, bis mangelnde Sauerstoffzufuhr zu bleibenden Hirnschäden führt. Bei jungen Menschen bleiben zwei Minuten mehr Zeit. Bis zum Eintreffen der Feuerwehr reicht dieses Zeitfenster aber oftmals nicht aus. „Je früher das Hirn mit Sauerstoff versorgt wird, desto weniger Schäden erleidet das Hirn“, sagt Dagobert Allhorn, erster Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Wiederbelebung (AWI). Gründer ist Professor Werner Schregel. Er und sein Team haben es sich zum Ziel gemacht, die Überlebenschancen von Opfern eines Herzanfalls zu verbessern. Und das bereits seit zehn Jahren.

„In zehn Jahren ist unendlich viel passiert“, sagt Stefan Sturm, stellvertrender Vorsitzender der AWI. Mehr als 250 Defibrillatoren seien bereits in Krefeld vorhanden. Ungefähr alle 200 Meter sei einer zu finden. Und im Gegensatz zu früher dürften nun auch Laien an den „Defi“. „Damals war das ausschließlich eine ärztliche Maßnahme. Die Angst war groß, man könnte etwas falsch machen“, so Sturm.

Heutzutage sei klar, dass man sich auf die Technik verlassen könne. Das Gerät erkenne ganz selbstständig, ob geschockt werden müsse und führe den Benutzer durch die Reanimation. Die Standorte der Defibrillatoren seien im Internet zu finden. Zukünftig soll es auch eine App für Smartphones geben, die Standort und Bedienungsanleitung enthält.

Doch das wichtigste sei vor allem die Herzmassage, sind sich die Initiatoren der AWI einig. „Im Notfall drücken, bis der Arzt kommt“, bringt es Stefan Sturm auf den Punkt und appelliert an die Menschen: „Leute, lernt die Wiederbelebungsmaßnahmen. Die sind das A und O, der Defi ist dann das Sahnehäubchen oben drauf.“

Damit könne man Zeit einkaufen für das Gehirn, sagt Professor Werner Schregel. Stefan Sturm erklärt, warum die Herzmassage so wichtig ist: „Die großen Blutgefäße enthalten noch sauerstoffhaltiges Blut, das durch das Pumpen animiert werden muss. So kann der Restsauerstoff ins Gehirn gelangen.“

Defibrillatoren seien genug im Umlauf, sagt Dagobert Allhorn, Ziel sei es nun, das Wissen in die Köpfe der Menschen hineinzukommen, denn 80 Prozent aller Herzanfälle ereignen sich zu Hause.

„Die medizinische Versorgung in Krefelds Kliniken ist hervorragend. Doch wird dem Patient vorher nicht entsprechend geholfen, nützt die beste ärztliche Behandlung nichts“, so Stefan Sturm.

Man dürfe auch nicht davor zurückschrecken, dem Herzleidenden bei der Massage zu fest auf den Brustkorb zu drücken und eventuell einige Rippen zu brechen. Das käme durchaus vor. Sollte der Patient am Ende aber unbeschadet überlebt haben, seien ein paar gebrochene Rippen definitiv besser zu ertragen, als irreparable Schäden am Gehirn.

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