Dienst im Theater: „Man sieht ein Stück mit anderen Augen“

Bastian Schaefer (20) schnuppert während seines BFD Theaterluft am Kresch.

Dienst im Theater: „Man sieht ein Stück mit anderen Augen“
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. „Ich wollte mal was Neues, Außergewöhnliches ausprobieren. Hier warten jeden Tag andere Aufgaben auf mich.“ Bastian Schaefer ist seit Februar im Rahmen des Bundesfreiwilligendienst (BFD) am Kreschtheater in der Fabrik Heeder und bisher sehr zufrieden mit seiner Entscheidung. „Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde, aber es hat sich alles sehr gut entwickelt“, sagt der 20-Jährige.

Nach dem Abitur am Stadtpark Gymnasium ging es für den Krefelder zunächst für ein Semester nach Brüssel zum Psychologiestudium. „Die Vorlesungen waren allerdings alle auf niederländisch und ich habe recht schnell gemerkt, dass dieser Weg für mich nicht so gut funktioniert. Also habe ich überlegt, wie es weiter gehen könnte und mich für ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) entschieden.“

Letztendlich ist es dann doch ein Jahr BFD geworden. Im Gegensatz zum FSJ wird der BFD vom Bund und nicht vom Land getragen, die Rahmenbedingungen sind jedoch weitestgehend gleich. So bekommt Bastian zum Beispiel ein monatliches Taschengeld von 320 Euro Monat und hat während seiner Zeit als „Bufdi“ mehrere Seminare.

„Ich hatte Glück, die Stelle beim Theater zu bekommen“, erzählt er. „Denn eigentlich beginnt das Jahr bereits im August. Meine Vorgängerin hat allerdings frühzeitig aufgehört und so habe dann ich die Chance bekommen, in den Alltag im Theater hineinzuschnuppern.“ Wobei die Arbeit alles andere als alltäglich ist. Von Proben mit Menschen mit Behinderung an der Bodenschwingschule über Pressemitteilungen bis hin zur Beleuchtungsassistenz bei Aufführungen wird Bastian in fast allen Bereichen eingesetzt.

„Am Anfang wurde ich ins kalte Wasser geworfen und musste viele neue Herausforderungen meistern. Aber man wächst mit seinen Aufgaben und einst ist sicher — langweilig wird mir hier bestimmt nicht“, ist der junge Mann überzeugt. Vor Februar waren die Berührungspunkte zum Theater eher gering, inzwischen kann Bastian sich durchaus vorstellen, sich beruflich im kulturellen Bereich zu orientieren. „Vielleicht mache ich erstmal eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker und studiere anschließend Kulturpädagogik.“

Sein persönliches Highlight bisher was die aktive Mitarbeit bei einem Stück: „Das hätte es im Altenheim so nicht gegeben.“ In das Hauptgeschäft des Theaters, der Schauspielerei, würde der Krefelder während seiner verbleibenden Zeit auch gerne mal reinschnuppern.

Für Bastian ist noch ein weiterer Unterschied ganz elementar: „Ich glaube, dass die Mentalität der Künstler schon eine andere ist. Man merkt den meisten Mitarbeitern hier an, dass sie ihren Job gerne machen, das Arbeitklima ist sehr angenehm.“ Nicht nur die Mentalität unterscheidet sich, auch die Arbeitszeiten sind etwas anders. Regulärer Beginn ist um 10 Uhr , Feierabend um 18 Uhr. „Wenn abends oder am Wochenende Hilfe benötigt wird, springe ich schon mal ein. Mir liegt inzwischen persönlich etwas daran, dass eine Vorstellung gelingt.“

Für den 20-Jährigen macht das Frei sein ohne die Zwänge eines minutiös geplanten Tagesablaufs sowie die neue Perspektive den Reiz am Theater aus: „Durch den Blick hinter die Kulissen sieht man das fertige Stück durch ganz andere Augen. Man lernt auch viele spannende und interessante Menschen hier kennen.“

Sein Tipp für künftige Bewerber: sich von den ungewöhnlichen Arbeitszeiten nicht abschrecken lassen und einfach auf das Leben am Theater einlassen — mit allem, was dazu gehört.

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