Für den „Polter-Experten“ sperrte die Polizei die Straße

Rolf Brauweiler sammelte für Trauungen von Freunden Porzellan in Mengen. Dann trat er vor 50 Jahren selber mit seiner Eva vor den Altar — und die Freunde rächten sich.

Eva und Rolf Brauweiler sind seit 50 Jahren verheiratet und haben eine Menge Poltererfahrung.

Eva und Rolf Brauweiler sind seit 50 Jahren verheiratet und haben eine Menge Poltererfahrung.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Krefeld. Die Polterabende von Rolf Brauweiler sind geliebt und gefürchtet. Wenn die Hochzeit eines Freundes ansteht, lässt er es krachen. Als er selbst mit seiner Eva vor den Traualtar treten will, kommt es, wie es kommen muss. Die Freunde „rächen“ sich mit so viel Porzellan, dass die Polizei ein Stück Königstraße absperren muss. Aber Brauweiler weiß: „Keine Ehe, bei der wir gepoltert haben, ist zerbrochen.“ Auch seine nicht. Das Paar feierte jetzt seine Goldene Hochzeit an gleicher Stelle an der Königstraße und strahlt das pure Glück aus.

„Einige Jahre nach der Währungsreform lief nicht viel. Wir mussten uns selbst Freude machen“, erzählt der heute 83-Jährige. „Rabauken waren wir nicht. Scherben bringen doch Glück.“ Wenn eine Hochzeit anstand, wurde Porzellan gesammelt und eine Wäscheleine mit Babysachen am Hausgiebel befestigt; Raketen standen bereit. Da Brauweiler in der Bayer-Elektroabteilung arbeitete, musste der symbolische Klapperstorch natürlich von innen leuchten. Und dann kam der „Poltermeister“ selbst unter die Haube.

Das Paar berichtet gerne vom eigenen Kennenlernen und der jungen Liebe: „Unser Bungalow stand an der Königstraße, wo heute die Tiefgarage ins Seidenweberhaus führt. Wir mussten dort ausziehen, weil das Seidenweberhaus dort gebaut werden sollte, und suchten ein neues Grundstück am Bruchweg“, erinnert sich Eva Brauweiler (76). „Meine Mutter und ich fanden den Weg nicht und fragten einen jungen Mann.“

Brauweiler gefiel die junge Frau sofort, die mit ihrer Mutter spazieren ging, und handelte geistesgegenwärtig. „Um sie näher kennen zu lernen, führte ich sie weiter weg.“ Über die „Notlüge“ lachen sie beide heute noch. „Wir trafen eine Verabredung für die nächste Woche.“

Und dann läuteten im April 1964 die Hochzeitsglocken für das junge Paar. „Wir wussten, was kam. 200 Personen hatten sich angesagt“, sagt er lachend, und sie berichtet eher von „gemischten Gefühlen“ im Vorfeld. Vorkehrungen wurden getroffen. Brauweiler ließ den Bereich vor dem Haus seiner Braut zwischen St.-Anton- und Carl-Wilhelm-Straße absperren. „Zwei Stunden gab uns die Polizei und stellte sich an den beiden Straßen zur Sicherung auf. Das ist heute wohl nicht mehr denkbar. Und dann ging es los mit dem Poltern, und wir fragten uns, wie sollen wir die Schuttberge wegschaffen? Wohin mit dem Poltergut? Nach zwei Stunden musste alles besenrein sein.“

„Mein Schwiegervater konnte vorsorglich das Nebengrundstück für das Poltergut reservieren. Der Hausmeister der Sparkasse wurde aufgefordert, wegen der Raketen die Fenster zu schließen. Die bunten Leuchtkörper flogen dann über den alten Krefelder Hof an der Ecke Ostwall hinweg“, berichten die Beiden. „Es war der schönste Polterabend von allen, auch wenn ich vom Werfer zum Feger wurde und meine Braut entführt wurde. Ich habe sie im Schütenhof wiedergefunden.“

An gleicher Stelle wie damals, im Restaurant Hexagon im Seidenweberhaus, wurde jetzt das 50-Jährige von Polterabend und Hochzeit gefeiert. „Natürlich mit 50 Gästen. Fünf Polterfreunde von früher waren dabei. Es war so schön. Diesmal musste die Straße auch nicht abgesperrt werden“, erklären die beiden und lachen.

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