Mädchen im Karate-Dojo Kratzen, beißen, schreien

Im Karate-Dojo lernen Mädchen, sich effektiv zu verteidigen. Zum eigenen Schutz ist jedes Mittel erlaubt, sagt die Trainerin.

Mädchen im Karate-Dojo: Kratzen, beißen, schreien
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Die Mädchen müssen im Notfall schlagen, kratzen, beißen und treten, was das Zeug hält und ganz laut schreien. „Wer angreift, will keinen Ärger, sondern ein Opfer. Ärger bringt nur Komplikationen“, erklärt Maria Doumbaki. „So könnt ihr euch selbst gegen ältere, größere und schwerere Gegner zur Wehr setzen. Es hilft, das ist statistisch erwiesen.“ Die Mädchen im Selbstverteidigungskurs beim Verein Karate-Dojo Nakayama lauschen.

Katharina (12) kennt Selbstverteidigung aus der Schule und will die Kenntnisse vervollständigen. „Es macht Spaß“, findet sie. Ihre Schwester Karolina (11) ist auch dabei. In gefährliche Situationen seien sie noch nicht gekommen, berichten die Mädchen, aber sie wollen gewappnet sein. Jana (11) mag Kampfsportarten und will hier hereinschnuppern.

Sie haben zu Beginn der ersten von vier Trainingseinheiten auch einen Plan, falls sich ein Angreifer nähern würde. „Ich würde sagen, Du stinkst“, erklärt Katharina. „Dann würde ich um mich schlagen und um Hilfe rufen.“ Die Trainerin nickt zustimmend. „Es ist wichtig für junge Mädchen zu wissen, dass man bei einem Angriff immer etwas machen kann.“

Nach dem ersten Gespräch geht es los mit den praktischen Übungen im Trainingsraum. „Pool-Nudeln“ kommen zum Einsatz. Damit sollen sie aufeinander einschlagen und gleichzeitig abwehren, so dass die „Gegnerin“ keinen „Angriff“ schafft. „Keine Angst“, sagt Doumbaki. „Das tut nicht weh.“ Die Mädchen legen los. Jana findet: „Das ist spannend.“

Doch die Trainerin ist nicht zufrieden. „Mit fehlt Eure Stimme“, sagt sie. Sie macht es lauthals vor und das Mädchen weicht zurück. „Seht Ihr? Sie hat sich erschrocken und schon haut sie ab.“ Der Körper sage ganz viel über den Zustand. „In diesem Fall: Sie hat Angst. Damit hat sie nicht gerechnet.“ Also: „Brüllt doch einmal ganz laut. Damit bekommt ihr eine ganz andere Energie.“

Dann kommen die Handpratzen zum Einsatz. „So erhaltet Ihr ein Gefühl für den Widerstand. Seht, wo sie sich befinden, steht in der Mitte und lauft nicht hinein.“ Zum Schluss der ersten von vier Stunden an diesem Tag erklärt die Trainerin die empfindlichen Punkte des Gegners: „Die Nase, sie tut immer weh, die Weichteile und der kleine Finger, wenn man ihn umdreht. Das schmerzt selbst den stärksten Mann.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort