Krefelds versteckte Türen: Geheimnisse des Weinkellers

Für seine Gäste hält der Krefelder Hof so manch guten Tropfen bereit. Doch nur die Mundschenke haben den Schlüssel dazu.

Das Kult- und Kulturgetränk Wein steht als mehr oder weniger gute Massenware in den Supermarktregalen. Oder es liegt in guter Qualität in den Regalen eines Weinkellers. Ob ein gutes Essen, ein Treffen mit Freunden oder auch nur die Entspannung nach einem hektischen Tag — der rote oder weiße Rebensaft gehört meistens dazu.

Auch ein Hotel wie der Krefelder Hof kann auf ein entsprechendes Angebot für seine Gäste nicht verzichten und hält eine Weinkarte mit erlesenen Tropfen bereit. Und die liegen selbstverständlich wohltemperiert und nach Rot und Weiß getrennt gut verschlossen in den Kellern des Hotels.

Nur wenige Hotelangestellte wie Sven James (30) und seine Kollegin Nicole Chromik (26) besitzen die Schlüssel zu den Räumen. Was auch kein Wunder ist, denn die beiden sind die Weinfachleute des Krefelder Hofes. „Wir nennen uns Mundschenke. Unsere Ausbildung ist etwas anders als die eines Sommelièrs“, sagt Sven James. Dabei muss das Wissen um Wein in beiden Fällen gleich, ein Sommelièr aber nicht unbedingt im Service tätig sein.

Der Gang in den Keller führt zu einer metallbeschlagenen Tür am Ende eines Flurs. „Anlieferung“ steht auf dem Schild neben der Tür, denn in den Räumen dahinter lagert das Hotel auch andere Waren. Und entsprechend ernüchternd ist trotz der Vielzahl der dort eingelagerten Weinflaschen auch der nächste Schritt.

Denn der Kellerraum hat mit den Vorstellungen vom alten Weingewölbe nicht viel gemein. Verputzte Wände, Neonlicht an der Decke, lange Regale. „Das Hotelgebäude ist nun einmal nicht so alt“, sagt Sven James.

Dafür stimmen die Temperaturen. Wein will schließlich in einem kühlen und verträglichen Klima gelagert werden, damit er sich gut entfalten kann. Die Räume sind sonst immer dunkel und ruhig. Es gibt keine Erschütterungen durch die Straßenbahnen an der Uerdinger Straße.

Die ideale Temperatur liegt bei zehn Grad Celsius für die Weißen und 14 Grad Celsius für die Roten und einer Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent.

Der Blick auf die Flaschen macht neugierig auf den Inhalt. Auf manchen hat sich der Staub der Zeit niedergelassen. „Den würde ich nie abwischen“, sagt Sven James. So liegen in dem einen Weinkeller trockene Riesling-Auslesen von der Mosel und Grauburgunder aus Baden.

In dem anderen Weinkeller gibt es schöne Jahrgänge des Vino Nobile de Montepulciano aus der Toskana, aber auch die roten Cuvées des deutschen Winzers Markus Schneider aus der Pfalz, dessen Etiketten und Weine nur noch einfach „Ursprung“ oder „Black Print“ heißen. Weine, die im Hotelrestaurant oder an der Bar zwischen 20 und 48 Euro pro Flasche kosten. Dafür wird es beim Chateau Haut-Brion aus dem Jahr 1994 etwas teurer: 238 Euro kostet die Flasche.

Womit sich die Frage nach dem Wert des Weines stellt. „Grundsätzlich ist Wein ein Genuss und zum Trinken. Ich persönlich halte auch nichts von Wein als Anlageobjekt“, sagt Sven James, der sich die Nachfrage nach bestimmten Weingütern mit Preisen ab 500 Euro pro Flasche auch nicht erklären kann.

Für den Mundschenk ist auch die Punktevergabe durch die „Weinpäpste“ Parker und Johnson eine „reine Marketingstrategie“. Auch sei der Weinkeller eines Hotels nicht mit dem eines Sammlers zu vergleichen. „Dafür wechselt im Hotel der Bestand zu oft“, so Sven James. Trotzdem hält der Krefelder Hof über 50 Weine ständig vor.

Die Hotelkette Mercure, zu der Krefelder Hof gehört, stellt sogar zweimal im Jahr eine spezielle Weinkarte zusammen. Experten und Weinliebhaber unter den Gästen wählen in einer Blindverkostung die Weine für die Kollektion „Grands Vins Mercure“ aus. „So erhalten Gäste, die unsere verschiedenen Häuser in Deutschland aufsuchen, immer dieselbe Weinqualität.“

Dabei haben die beiden Weinfachleute festgestellt, dass der Trend zu jungen Weinen geht. „Der schwere Rotwein ist nicht mehr so angesagt“, so Sven James. Und auch bei der Kombination Wein und Speisen gibt es Veränderungen. Wurde früher zu Fisch nur ein Weißwein empfohlen, so kann es jetzt auch ein Rotwein sein. Die Mundschenke erklären gerne etwas über die Weinsorten und lassen den Gast probieren. Und verziehen keine Miene, wenn der Gast zum badischen Spätburgunder eine Schale mit Eiswürfeln bestellt.

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