"Lagerfeuer"-Casting: Das große Warten

Eine Agentur sucht Statisten für den Kinofilm „Lagerfeuer“ — und 500 Krefelder bewerben sich. Manche sind beinahe Profis.

Krefeld. Die Kinobesucher staunen nicht schlecht über den Andrang vor dem Cinemaxx. Doch die Kinder, Frauen und Männer, die dort anstehen, wollen keinen Film sehen, sie möchten in einem mitspielen. Für die Produktion „Lagerfeuer“ werden 400 Komparsen gesucht.

„Wir casten heute alles — vom Baby bis zum Greis“, sagt Delia Eick, Chefin einer Casting-Agentur. Rund 500 Bewerber sind dem Aufruf gefolgt. Sie alle möchten eine kleine Rolle in der Literaturverfilmung ergattern.

Die Freundinnen Nina Jean Norin und Lisa Engels sind die ersten in der Schlange. „Wir sind schon seit anderthalb Stunden hier“, erzählen sie. Beim Casting zum Schluff-Film hat es nicht geklappt, dabei möchten die beiden 15-Jährigen unbedingt mal hinter die Kulissen einer Filmproduktion gucken. Auch Kilian Kött (18) hat keine Erfahrung. „Mich reizt der Spaß. Schauspieler ist aber nicht mein Berufsziel.“

Gute Chancen auf eine Rolle haben langhaarige Männer. Denn „Lagerfeuer“ erzählt ein Stück deutscher Geschichte. Der Film spielt 1978 in einem Notaufnahmelager in Berlin-Marienfelde. Spitze Kragen, Fönfrisur und Schlaghosen waren damals angesagt. Frank Krücker (44) trägt eine schwarze Lederjacke, seine Haare reichen über die Schulter. Vor vier Jahren hatte er eine Rolle in der Realitysoap „Niedrig und Kuhnt“. Momentan ist der gelernte Raumausstatter arbeitslos. „Für Dreharbeiten habe ich Zeit.“

Ganz andere Gründe führt Wolf Lax (70) aus Tönisvorst an. „Ich bin ein Kriegskind“, erklärt er. Die Lager-Thematik ist ihm nicht fremd. „Mit meiner Mutter und zwei Geschwistern bin ich von Breslau in den Westen geflohen.“ Bis zu seiner Pensionierung hat er als Therapeut in einem Seniorenhaus gearbeitet. Nun will er gemeinsam mit Lebensgefährtin Dagmar Jamborn (56) Schauspiel-Erfahrung sammeln.

Ulrike Florack stand als Statistin schon mit Größen wie Liv Ullmann und Robin Wright vor der Kamera. Zum Beweis zeigt die quirlige 55-Jährige ihre Mappe mit Fotos. Auf den Bildern ist die kaufmännische Angestellte kaum wiederzuerkennen. „Ich kann auch Bauerntrampel spielen.“

Um 14.30 Uhr reicht die Schlange im Cinemaxx von der ersten Etage bis auf die Straße. Alle Bewerber füllen einen kurzen Fragebogen aus. Dann halten sie fürs Foto ihre Casting-Nummer mit Geburtsjahr und Größenangabe unters Kinn. Das war’s. Der Rest ist Warten. Die Auswahl nimmt die Regie vor. „Wir rufen an“, verspricht Delia Eick.

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