Literaturpreis: Krefelder Stallgeruch ist haftengeblieben

Hans Neuenfels erhielt am Sonntagabend den Niederrheinischen Literaturpreis.

Krefeld. Mit seiner Herkunft sei man untrennbar verbunden, sagt Hans Neuenfels, als er sich am Sonntagabend für den Niederrheinischen Literaturpreis bedankt: „Und das nenne ich Heimat.“ Der 71-jährige Theatermann wurde in Krefeld geboren. Er sprach von seinen Erfahrungen in Kindheit und Jugend wie von einer Folie für alle weiteren Erlebnisse und Ereignisse. Den Stallgeruch könne man eben im späteren Leben immer als Vergleich heranziehen.

Neuenfels dankte mit einer Lesung für das Preisgeld von 10 000 Euro, das für ein Kleist-Projekt bestimmt ist. Er hat „Familie Schroffenstein“, „Über das Marionettentheater“ und „Penthesilea“ verfilmt, die Rechte an diesen Filmen zurückgekauft und will sie nun als DVD bündeln.

Vor 20 Jahren erschien Neuenfels’ Prosatext „Die Sorge“. Hierin verbindet er die innere Sicht zweier Eltern auf den Sohn mit Stationen Krefelder Lebens wie den Platanen auf der Friedrich-Ebert-Straße oder dem Ausflugslokal Luus Bill. Rhythmus, Melodie, Töne — der Mann versteht sich auch aufs Vorlesen.

Die Fülle von Neuenfels’ schöpferischem Tun wurde auch in der Laudatio von Jurymitglied Jens Dierksen deutlich. „Es heißt nicht nur ,Bastardbuch’, sondern es ist auch eines.“ Er ordnete dem Roman des 21. Preisträgers Elemente zahlreicher Genres zu: „Es ist ein Gedichtband und eine Porträtgalerie, ein Briefroman und eine Liebeserklärung, ein Kulissenkrimi und eine psychologische Studie“. Zugleich sei der Roman ein „Geschichtsbuch des deutschen Regietheaters“.

Oberbürgermeister Gregor Kathstede gratulierte Hans Neuenfels im sehr gut besuchten Festsaal des Rathauses zur „Anerkennung als Prophet im eigenen Lande“ und überreichte Neuenfels’ Ehefrau Elisabeth Trissenaar einen Blumenstrauß. Wer in den Genuss einer Lesung aus „Das Bastardbuch“ kommen möchte, sollte Montagabend, 19.30 Uhr, die Volkshochschule besuchen.

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