Mini-Ameisenbär hält Ersatzfamilie auf Trab

Maya heißt der erste Nachwuchs bei den Säugetieren aus Südamerika. Doch Mama Santina hatte nicht genügend Milch für sie.

Krefeld. Als Sabine Dio die kleine Maya kennenlernte, war sie auf einen Schlag verliebt. „Ein Blick aus ihren schwarzen Knopfaugen und es war um mich geschehen“, erinnert sie sich. „Sie ist eine richtige Herzensbrecherin.“ Und so hilft Sabine Dio ihrem Mann, dem Tierpfeger Sven Dio, selbstverständlich bei der Aufzucht des Ameisenbär-Babys.

Die Familie, die direkt über der Zooschule wohnt, hat sich komplett auf ihren kleinen Zögling eingestellt. Neben dem Herd steht der Brutkasten, das Sofa ist mit großen Handtüchern bedeckt und für den notwendigen Körperkontakt trägt Sabine Dio die Kleine auch schon mal stundenlang durch die Wohnung.

„Im Moment läuft das nicht anders als bei meinen eigenen beiden Kindern damals“, erklärt die Ersatz-Mama. Sie und ihr Mann füttern Maya abwechselnd, dann folgt die Bauchmassage. Einen Unterschied zum eigenen Nachwuchs bekommen die Dios aber doch regelmäßig zu spüren: „Ihre Krallen an den Vorderfüßen sind wirklich messerscharf. Wenn sie an uns herum klettert und dabei feste zupackt, hinterlässt sie schon mal den einen oder anderen Kratzer.“ Die Fähigkeit, sich richtig festzuhalten, ist für junge Große Ameisenbären überlebenswichtig. Sie verbringen nämlich die ersten sechs bis neun Monate ihres Lebens auf dem Rücken der Mutter.

Maya wurde am 13. November als eine echte Premiere im Krefelder Zoo geboren. „Wir halten die Großen Ameisenbären seit 1964“, berichtet Direktor Wolfgang Dreßen. „Aber Maya ist der erste Nachwuchs dieser ungewöhnlichen Tiere.“

Die ersten zehn Tage lief alles gut, doch dann entdeckten die Tierpfleger das Ameisenbär-Baby ausgekühlt und dehydriert neben der Schlafbox von Mutter Santina. „Wir haben Maya sofort in einen Brutkasten gesteckt und den Tierarzt Karl-Heinz Schulte hinzugeholt“, berichtet die zuständige Kuratorin Cornelia Bernhardt. „Das hat ihr das Leben gerettet.“

Mehre Versuche, sie zurück zur Mutter zu setzen, scheiterten. Und so entschloss sich das Zooteam schweren Herzens zu einer Handaufzucht. Die Vermutung: Santina, die mit zehn Jahren ziemlich spät das erste Mal Mutter geworden ist, hat nicht genügend Milch für ihren Nachwuchs.

Cornelia Bernhardt nahm unverzüglich Kontakt mit dem Zoo in Dortmund auf, der sehr viel Erfahrung mit der Zucht von Großen Ameisenbären hat. Der lieferte das entsprechende Knowhow nach Krefeld. Anfangs kam die Kleine nicht so gut mit der Flasche klar. „Aber jetzt trinkt sie wie ein Weltmeister“, sagt Pflege-Papa Sven Dio.

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