Modemacher Sanjey: „Krefeld hat eine Menge Potenzial“

Der 32-jährige Jungdesigner liebt die Samt- und Seidenstadt. Im September zeigt er seine neue Kollektion auf der Krefeld Fashionworld.

Krefeld. Für Sanjey könnte der Tag 48 Stunden haben. Der Jung-Designer arbeitet zeitgleich an seiner neuen Kollektion und an der Modenschau für die Krefeld Fashionworld im September. „Das hat Krefeld noch nicht gesehen“, freut er sich auf das zweitägige Event.

50 Minuten dauert seine Show. „Ich erzähle auf dem Laufsteg eine sehr emotionale Geschichte mit vielen optischen Effekten“, verrät Sanjey. 20 Models hat er dafür gecastet. Das extravagante Abendkleid, Höhepunkt der Show, präsentiert ein bekanntes Topmodel. „Das gibt eine wahnsinnige Überraschung.“

Als Sohn tamilischer Flüchtlinge kommt Mohanadas Anpalagan, so lautet Sanjeys richtiger Name, 1990 als Achtjähriger von Sri Lanka nach Krefeld. Sein Großvater nennt ihn Sanjey, übersetzt: „aufgehende Sonne“.

Dankbar übernehmen die Mitschüler auf der Kurt-Tucholsky-Gesamtschule die kurze Namensversion. Auch Sanjey findet daran Gefallen und wählt den Namen später für sein Modelabel „Sanjey Fashion“.

Nach der Schule absolviert er eine Ausbildung als Textilmuster-Gestalter, geht aber anschließend in den Einzelhandel. „Ich habe mich im Audio-Bereich neu orientiert“, erzählt Sanjey. Der tägliche Umgang mit Menschen macht ihm Spaß, doch schnell wird ihm klar: „Ich bin kein Rad von einem Ganzen, ich drehe mich selbständig. Ich muss mein eigener Herr sein.“

Sanjey sucht und findet seinen Weg in der Mode. Er ist fasziniert von Stoffen, vor allem von Seide. „In Indien ist alles aus Seide gemacht. Plötzlich wusste ich, warum ich in Krefeld bin — in der Samt- und Seidenstadt mit textiler Tradition.“ Fortan entwirft Sanjey Kleider aus zertifizierter Ahimsa-Seide, einer seltenen indischen Seide. Alle seine Kleider sind Unikate. „Jedes Modell gibt es nur ein Mal auf der Welt“, beteuert Sanjey und erklärt damit zugleich den hohen Preis.

Seine Kollektion zeigt der Jung-Designer anfangs im indischen Restaurant Namaste. Die erste große Modenschau erhält ihre Feuertaufe im Autohaus Becker-Klausmann. Wolfgang Schinke und Alexander Werner präsentieren die Outfits des Nachwuchsdesigners später in ihrer Boutique. Sanjey lässt seine Kleider ausschließlich in deutschen Ateliers nähen. „Ich bin strikt gegen Kinderarbeit“, sagt er in Anspielung auf die Ausbeutung in Indien.

Krefeld habe eine Menge Power und mehr Potenzial, als man denke. „Ich bin ein Visionär“, sagt Sanjey von sich. Für Krefeld und für „Sanjey Fashion“ hat er große Pläne. Die Stadt Krefeld soll sich als Markenzeichen etablieren, Samt und Seide wieder in den Vordergrund rücken.

Nicht die Modemetropolen Mailand oder Paris haben es dem 32-Jährigen angetan. Die Samt- und Seidenstadt steht im Zentrum seines kreativen Schaffens. Sanjey: „Mode mit Liebe, Herz und Individualität.“ Sanjey möchte anderen jungen Talenten den Weg in die Modewelt erleichtern. Auch zwei Newcomer aus Bielefeld und Krefeld dürfen auf seiner Show auf der Fashionworld ihre Mode zeigen.

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