Rosenmontag: OB trägt Driet Hüsken Huckepack

Dass der Rosenmontagszug kürzer ist als in den Vorjahren fällt niemanden auf. Die frechen Mottowagen und fantasievollen Fußgruppen machen das bei Weitem wett.

Krefeld. Das erste Lied des Rosenmontagszuges 2012 lautet zwar „Rucki Zucki“, doch der Gaudiwurm kommt nur im Schneckentempo vom Sprödentalplatz. Eineinhalb Stunden dauert es, bis das Prinzenpaar, seine Tollität Tobias I. und ihre Lieblichkeit Nina I., dem närrischen Volk — Rücken an Rücken stehend — zujubeln kann. Dass der Zug kürzer ist, als in den Vorjahren, bemerkt keiner. Die vielen guten Ideen kommen dagegen prima an.

Das Wetter ist wie für den Karnevalsmontag gemacht. Die Sonne scheint mittags vom blauen Himmel und lässt die Kostüme der Narrenschar leuchten. 200 000 Zuschauer stehen laut Polizei am Zugweg. Allerlei Getier ist unterwegs: „Die lustigen Hühner aus Hüls“, die Abiturienten der Marienschule als Fernsehmäuse mit „Die Sendung mit dem Klaus“ in Anlehnung an ihren Direx Neuenhofer und die Krefeld Pinguine, die den Schlachtruf fürs nächste Heimspiel mit den Passanten üben. „Wir rufen KEV und dann ruft Ihr KEV.“ Es klappt.

Die Zuschauer stehen dank des ruhigen Wetters am Zug und nicht im Zug und manche sitzen auch; so einige Bewohner des Altenheims am Tiergarten, die sich in ihrer Rollstuhl-Reihe über Zuwendung nicht beklagen können. Am Rosenmontag regnet es nicht nur Kamelle, sondern auch Tulpen und Narzissen auf sie herab.

Die Mottowagen nehmen die Kommunalpolitik auf die Schippe. Oberbürgermeister Gregor Kathstede hat das Toilettenhäuschen, krieewelsch: „Driet Hüsken“ geschultert und im Nacken sitzen. „Unser Wagen zeigt die Irrfahrt einer Toilette“, erklärt Exprinz Werner Krüger, Vorsitzender der Großen Karnevalsgesellschaft 1878.

Die vielen Baustellen im Stadtgebiet bekommen auch ihr Fett weg. „Krefeld — eine Stadt wie Sand und Steine“, findet die Karnevalsgesellschaft Grenztal 1980, die Jecke Kojoten haben das „Baustellenkonzept Krefeld“ zum Motto und die Fußgruppe Asch geht als „Bob, der Baumeister“. Die „Baustelle Europa“ ist Thema bei „Die lustigen Freunde“. Sie lassen Angela Merkel und Nikolas Sarkozy über den Rest Europas eine Schnute ziehen.

In ihrem Mottowagen feiern die Rosa Jecken ihr 11-jähriges Bestehen. Er ist ein pastellfarbenes Gefährt mit glücksbringenden pink-rosa Elefanten. Die Mösche-Männekes lassen sich nicht lumpen, zumal Exprinz und Präsident Ingo Bossers der Vater der aktuellen Prinzessin ist. „Die Mösche sitzen fest im Nest“, lautet die Botschaft. Als Meisjes sind die männlichen Mitglieder des Reitstalls Wetzels verkleidet: „Wenn Holland nicht wär‘, läg Krefeld am Meer.“ Ihre Interpretation des kompatiblen Krefelder Mottos: „Karneval . . . gefällt mir.“

Die Prinzengarde ist mit rund 220 Mitgliedern eine starke Kraft. In ihren makellosen grün-weißen Uniformen sieht sie stets so aus, als würde sie am Aschermittwoch mit Mann, Pferd und Wagen in Folie verpackt und zur nächsten Session wieder hervorgeholt. Mit klingendem Spiel zieht sie auf den Platz und grüßt das Prinzenpaar. Tobias und Nina wollen „ihren Rosenmontag“ genießen und heute noch das „Heimspiel in Hüls“.

Die Chefs des Zuges strahlen. Albert Höntges, Präsident des Festkomitees Krefelder Karneval und Helmut Hannappel, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten, lachen mit der Sonne um die Wette und freuen sich über ihre gute Zusammenarbeit. Die Absage einiger Fußgruppen bedauern sie, sagen aber: „Wir mussten die Zusatzkosten für das Sicherheitspersonal weitergeben. Damit müssen sich Düsseldorfer und Kölner auch auseinandersetzen.“

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