SPD-Männer geben beim Gesang den Ton an

Zum 150-jährigen Bestehen der Partei wurde am Großmarkt gemeinsam gesungen.

Krefeld. „Glück auf! Glück auf! Der Steiger kommt!“ ertönt mit kräftigem Gesang aus der Kantine des Krefelder Großmarkts. Gut fünfzig Genossen der SPD begehen das 150-jährige Bestehen ihrer Partei mit einem „Arbeits- und Freiheitsliederabend“.

Wenn auch rund die Hälfte der Anwesenden Frauen sind, so klingt es doch wie ein Männerchor — Sopran und Alt können sich nicht behaupten, die gesangliche Gleichberechtigung kann sich nicht so recht durchsetzen. Aber Männer geben eben auch inhaltlich den Ton in der Liederauswahl an, da machen die Bergleute des Erzgebirges nur den Anfang.

Wilfried Bovenkerk, Initiator des sozialdemokratischen Spontan-Chors und Moderator des Abends, macht deutlich, dass für ihn und die Partei das Singen von Arbeiterliedern zur Identität der SPD gehört. Er verheimlicht auch nicht, dass solche Lieder zum abendlichen Einschlafzeremoniell bei seinen Töchtern gehören.

„Von 1878 bis 1890 zerschlägt das Sozialistengesetz die sozialdemokratische Singkultur“, erläutert er in einem kleinen historischen Exkurs, „doch danach wird das Lied zur Selbstbestätigung einer wachsenden und selbstbewussten Arbeiterschaft.“

„Nach dem Naziregime konnte die Singkultur der wieder entstehenden Sozialdemokratie nicht wiederbelebt werden“, so Bovenkerk. Aber das gemeinsame Singen kann man noch bei manchen Treffen erleben, auch zum Abschluss von Parteitagen gehört es. „Brüder zur Sonne, zur Freiheit!“ gilt als die Parteihymne der SPD.

Margret Leist bedauert, dass die Sangeskultur so nachgelassen hat und erinnert sich auch an den letzten Parteitag: „Das war eine Pleite mit dem Singen! Die jungen Leute kennen dat all nich mehr!“

Auf dem Liederabend am Freitag hatte man keine Probleme, denn dank der guten Vorbereitung gab es für jeden ein Notenheft und als musikalische Stütze für die richtige Tonlage Charly Niessen an der Gitarre. Die Zungen wurden auch gleich beim Refrain des Bergmanns-Lieds „und saufen Schnaps“ mit einer Lokalrunde gelockert.

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