Syro-malankarische Gemeinde: Mit 21 jungen Frauen fing es an

Die Gemeinde feierte ihr 50-jähriges Bestehen in Krefeld. Sie entstand durch eine Indien-Initiative deutscher Bischöfe.

Syro-malankarische Gemeinde: Mit 21 jungen Frauen fing es an
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. 7771 Kilometer Luftstrecke lagen hinter Joshua Mar. Ignathios, als er die Gemeinde St. Johann Baptist jetzt besuchte. Der Erzbischof aus dem südindischen Kerala reiste so weit, um mit der syro-malankarischen Gemeinde Krefelds ihr 50-jähriges Bestehen zu feiern.

Durch eine Initiative indischer und deutscher katholischer Bischöfe wurden 1964/65 die ersten 500 indischen Schwesternschülerinnen nach Deutschland geholt — 21 von ihnen nach Krefeld. Vor allem in Baden-Württemberg gab es viele junge Frauen, die oftmals an Universitätskliniken ihre Ausbildung begannen. In Krefeld lernten und arbeiteten die Inderinnen zuerst in der Klinik Königshof.

Zum Krefelder Jubiläum kam für die indische Gemeinde der St. Mary’s Church auch noch die vor 84 Jahren erfolgte Vereinigung mit der römisch-katholischen Kirche. Eine große Gruppe Geistlicher feierte Pontifikalamt in Deutsch, Englisch und Malayalam. Indische Musik vom Band unterstützte den kräftigen Gesang der Gemeinde.

Im Anschluss an die Messe wurde in der Kirche der offizielle Festakt gefeiert. „Ihre Kirche gehört mit zu Deutschland“, sagte Bürgermeisterin Karin Meincke. Sie freue sich besonders darüber, dass sie an diesem Festtag eine Krankenschwester getroffen habe, mit der sie gemeinsam in der Ausbildung war und die sie seit 43 Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Aus der Hand des Erzbischofs erhielten zahlreiche Anwesende, vor allem Schwesternschülerinnen der ersten Stunde, Urkunden. Zu ihnen gehört auch Ponnamm Varghese, die 1974 als 18-Jährige nach Dortmund gekommen war. Ihre erste Zeit in Deutschland ist ihr noch sehr gegenwärtig: „Der erste Winter! Das ganze Land weiß! Die Kälte!“ Keine Sprachkenntnisse, keine Eltern und Großeltern in erreichbarer Nähe, daran erinnert sie sich gut. „Das Essen, das war das Zweitschlimmste. Aber schließlich wurden wir glücklich mit Kartoffeln und Nudeln.“

Auf den Gedanken gebracht, nach Deutschland zu kommen, hatte sie eine Cousine, die zu der ersten Gruppe gehört hatte. „Aber schon als Kind wollte ich Krankenschwester werden — hundertprozentig.“ Für eine 18-Jährige war es aber auch damals keineswegs normal, sich auf eine Ausbildung in so ferner Fremde einzulassen. Einerseits trieb eine Lust auf Abenteuer Ponnamm zu diesem großen Schritt an, andererseits konnte sie so auch ihre Familie finanziell unterstützen.

Ihren Mut hat sie nie bereut. Sie hat auch ihr privates Glück in Deutschland gefunden. Sie lernte hier einen indischen Mann kennen — „aber zum Heiraten sind wir nach Indien gefahren“.

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