Total jeck: Geschunkelt wird mit umklammerten Fingern

Ohne Prinz feiert Gellep-Stratum auch ganz schön. Und in Uerdingen wird auf den Stühlen getanzt.

Krefeld. Das ist schade: Die Karnevalsgesellschaft (KG) Blau-Weiss aus Gellep-Stratum hat dieses Jahr keinen Prinzen finden können. Aber zum Glück gibt es dort den Ex-Prinzenclub, der in die Bresche gesprungen ist — und jetzt werden die Aufgaben des Prinzen von 21 Ehemaligen übernommen.

Unter dem Motto „Wir sind Prinz“ fand am Samstagabend im Pfarrsaal der Gemeinde die Karnevalssitzung zum Auftakt der Session und gleichzeitig das 33-jährige Jubiläum des Ex-Prinzenclubs statt.

Und so wurde es doch noch ein Karnevalsabend, wie er sein soll: Viele gut gelaunte Gäste fanden sich in dem blau und weiß geschmückten Saal ein und wurden bestens unterhalten. „In einem kleinen Vorort ist es einfach schwer, einen Prinzen zu finden“, erläuterte Rolf Birmes vom Ex-Prinzenclub. Er selbst war im Jahr 2000 der Gellep-Stratumer Karnevalsprinz. „Ein Prinz hat vor allem repräsentative Aufgaben. Die übernehmen wir jetzt halt alle zusammen.“

Das Besondere am Gellep-Stratumer Karneval: „Bei unserem Karnevalszug sind fast mehr Leute im Zug dabei als am Straßenrand. Hier ist fast jeder in den Karneval eingebunden“, so Rolf Birmes.

Auf der Bühne gaben sich einige lokale Akteure wie der Büttenredner Heino Niemeier, der Frauenelferrat, die Tanzgruppe Stratumer Funken und der Fanfaren- und Musikzug die Ehre. Moderator des Abends war Hans Riskes. Außerdem gab es noch einen Überraschungsauftritt: der Schunkelpitter und die kölsche Katti nahmen den langen Weg aus Köln auf sich und begeisterten das Publikum.

Szenenwechsel: ab nach Uerdingen. Die Band Zollhuus ist noch keine fünf Minuten auf der Bühne, als die Gesichtsfarbe des Sängers Rudi so rot wird wie die Nase des sechs Meter hohen Clowns hinter dem Elferrat. Vorausgegangen war seine Aufforderung an die Karnevalisten der Kostümsitzung der Braunschweiger Narrenzunft, mit Krefeld-Sprechchören in das Lied einzustimmen.

Lange wird der Kölner Band dieser Fauxpas allerdings nicht nachgetragen, entfachen sie mit ihren Stimmungsliedern doch ein wahres Feuerwerk der guten Laune.

Rund 400 Narren aus allen Teilen des Rheinlands sind am Samstagabend in die umfrisierte Turnhalle an der Alten Krefelder Straße gekommen. Cowgirls, Vogelscheuchen, Hexen, Landsknechte und Außerirdische präsentieren die Haute Couture der diesjährigen Session. Geschunkelt wird nicht mit ineinander verschränkten Armen, sondern mit umklammerten kleinen Fingern.

Weil das Tanzen auf den Tischen verboten ist, stellen sich die Karnevalisten kurzerhand auf die Stühle. Die Stimmung könnte trotz einiger technischer Pannen besser kaum sein. Anfangs hat es Büttenredner Peter Kolb alias „Ne komische Hillije“ noch schwer, die Halle auf Touren zu bringen, doch rechtzeitig zum Aufzug des Uerdingener Prinzenpaares Dieter III. und Rosi I. erreicht die Stimmung ihren Höhepunkt.

Das bunte Potpourri aus Wort- und Musikbeiträgen, gespickt mit Bauchrednereinlagen und Gardetänzen begeistert die Jecken in Uerdingen bis nach Mitternacht. Danach sorgt ein DJ für Tanzbares bis in die frühen Morgenstunden.

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