Volker Pispers: Bissig, böseund überaus unterhaltsam

Das Urgestein des politischen Kabaretts teilt bei seinem Auftritt mächtig aus. Das Krefelder Publikum ist begeistert.

Krefeld. Das Urgestein des politischen Kabaretts keilt nach allen Seiten aus. Keine öffentliche Person, keine Partei und kaum eine Berufsgruppe bleiben bei Volker Pispers’ Auftritt im Seidenweberhaus verschont. Schlüssig ist seine Analyse und schonungslos die Abrechnung mit den Parteien. Gleich in welcher Zusammenstellung — in seinen 30 Jahren auf der Bühne habe keine Regierungskoalition auch nur auf einem sozialen Gebiet irgendetwas Vernünftiges erreicht. „Wenn im nächsten Jahr die Große Koalition kommt, hole ich einfach meine alten Texte wieder raus“, kündigt er an.

Sein Urteil schwankt von Fall zu Fall zwischen knallhart und vernichtend. Zum Beispiel über den aktuellen Bundespräsidenten: „Er ist ein Präsident der Herzen. Ich hätte so gerne einmal einen für das Hirn gehabt.“ Der Bundeskanzlerin wirft er vor, sie agiere nicht, sondern reagiere nur. Sie sei eher ein Reaktor als ein Schneller Brüter.

Auch auf bestimmte Berufsgruppen wie Ärzte, Juristen und Medienvertreter ist er nicht gut zu sprechen und zitiert: „Er ist Jurist und auch sonst von mäßigem Verstand“ (über Westerwelle). Auf dem Kieker hat er auch Betriebswirtschaftler, vor allem Experten, die Prognosen erstellen. „Wenn Hans Werner Sinn kräht auf dem Mist, ändert sich die Wirtschaft oder bleibt, wie sie ist.“

Als sich Pispers in die Pause verabschiedet, erntet er mächtig Applaus. Danach werden die Lacher weniger, weil sein Anliegen ernster wird. So, wie er all seine Geschichten genüsslich entwickelt, holt er bei den Themen Verschuldung und Kapitalismus besonders weit aus. Obwohl er teilweise doziert, bleibt er stets amüsant. Allerdings muss man sich während seines dreistündigen Programms sehr konzentrieren, will man alle versteckten Finessen seines Wortwitzes mitbekommen. Mitunter fehlt die Zeit, um ausgiebig lachen zu können. Der Mann redet wie ein Schnellfeuergewehr, was schon deshalb eine hohe Kunst ist, weil Schwachsinn oder auch nur Triviales außen vor bleiben.

Volker Pispers zählt unzweifelhaft zu den wenigen Größen des politischen Kabaretts. Raffiniert ist, wie er Zusammenhänge herstellt und seine Rückschlüsse zieht. Inhaltlich auf Top-Niveau und streitend für Vernunft, Toleranz und Respekt. Sein Credo: Man solle sich nicht von Politikern, Journalisten und anderen Meinungsmachern für dumm verkaufen lassen.

Pispers erinnert an seinen verstorbenen Kollegen Matthias Beltz. Dieser hätte gesagt: „Ob Muezzin ob Sarrazin, Hauptsache, man hört nicht hin.“ Sein Publikum dankt ihm mit anhaltendem Beifall, hat sich doch jede Minute des Programms gelohnt.

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