Von wegen gefährlicher Hund

Lilo Rook hat ihre Vorurteile gegen Staffordshire-Terrier abgelegt und Rena aus dem Tierheim geholt — mit Happyend.

Krefeld. Wenn Lizzy, Fritz und Co. sich in die Wolle kriegen, fließt schon mal Blut. Die zehn Kaninchen der Familie Rook gehören verschiedenen Rassen an — und die sind nicht so gut aufeinander zu sprechen, wenn eins der Tiere forsch die unsichtbare Territorial-Linie im großen Garten beim Freilauf übertritt. Rena liegt derweil entspannt auf dem Rasen — und döst. Nur wenn es ihr zu bunt wird, treibt sie „ihre Herde“ in die zwei unterschiedlichen Ställe und springt auch schon mal gegen das Gitter, damit drinnen wieder Ruhe eingekehrt. Dabei ist die vierjährige hübsche Hündin kein Hütehund. Sie ist als Staffordshire-Terrier geboren und laut Gesetz wegen ihrer Rasse als „gefährlicher Hund“ eingestuft.

Genau diese Tatsache ärgert Lilo und Siegfried Rook. „Es gibt keine lieben und bösen Rassen“, sagen sie bestimmt. Ausschlaggebend sei immer die Haltung. Für sie grenzt die Diskussion über die Steuererhöhung für sogenannte Listenhunde schon fast an eine Beleidigung der Krefelder Hundehalter, die ihre Tiere verantwortungsvoll halten und gut sozialisieren.

Lilo Rook

Diese Hundehalter müssen laut Gesetz nicht nur ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, die Zäune ihres Grundstücks ausbruchsicher erhöhen, eine Hundehaftpflichtversicherung abschließen und einen Sachkundenachweis per Prüfung erbringen. Sie müssen auch mit negativen Reaktionen wie Beschimpfungen auf der Straße oder Ausgrenzung in der Nachbarschaft rechnen. Oftmals dürfen die Freunde der eigenen Kinder zum Spielen nicht zu ihnen nach Hause kommen, weil deren Eltern Angst vor den „gefährlichen Hunderassen“ haben.

Solche Reaktionen haben die Rooks in Gellep-Stratum nicht erlebt. Ihre Eltern, die Nachbarschaft, die Gemeindemitglieder, andere Hundebesitzer und selbst der auf der anderen Straßenseite wohnende Jagdpächter sind der Staffordshire-Hündin von Anfang an ohne Vorbehalte begegnet. „Dabei hatten wir bei all dem Gerede um sogenannte Kampfhunde zunächst selber Bedenken wegen der Rasse“, gibt Lilo Rook unumwunden zu.

Bei einem Besuch im Duisburger Tierheim im August 2009 hatte sie sich in die liebe und sehr temperamentvolle „Sportskanone“ verguckt. „Eigentlich wollte ich als Anfängerhund ja nur einen kleinen haben.“ Doch dann ging sie auf Probe ein halbes Jahr lang zunächst nur stundenweise mit der Hündin spazieren, mal in Begleitung ihrer erwachsenen Kinder, mal mit ihrem Mann. Schließlich stimmte der Familienrat mit 3:1-Stimmen zu, Rena ganz zu sich zu nehmen. Nur Siegfried Rook war anfangs zögerlich: „Ich hatte Angst um unsere Kaninchen, die waren schließlich zuerst da.“

Die Sorge entpuppte sich als unbegründet. Unter Aufsicht ihrer konsequenten Familie schloss Rene nach ihrem Einzug im März 2010 schon bald Freundschaft mit den Kaninchen. Dreimal die Woche gehen sie bis heute in die Hundeschule zum Training, und Rena lernt schnell. „Bereits nach dem ersten halben Jahr hat sie sämtliche Prüfungen wie die Begleithundprüfung und den Wesenstest bestanden und ist seither von dem vorgeschriebenen Maulkorb- und Leinenpflicht befreit.“ Und damit auch Siegfried Rock sowie die erwachsenen Kinder Thomas und Nina mit Rena alleine spazieren gehen dürfen, haben alle einzeln inzwischen den dazu notwendigen Sachkunde-nachweis abgelegt.

„Immer wieder fragen uns auf den Spaziergängen ältere Leute ebenso wie Familien mit Kindern, ob sie Rena mal streicheln dürfen und erst danach, was für eine Rasse das ist“, erzählt Lilo Rook frohgemut. An den ersten Schreckmoment bei ihrer Antwort hat sie sich gewöhnt ebenso wie an das oft ungläubige Staunen in den Gesichtern ihres Gegenübers.

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