WZ TV: Styling für das Rindvieh

Bevor eine Auktion mit Kühen in der Niederrheinhalle beginnt, gibt es für die Tiere ein aufwändiges Schönheitsprogramm.

Krefeld. Waschen, rubbeln, schneiden. In dieser Reihenfolge wird das Schönheitsprogramm durchgezogen. Wenn die Kuh einen guten Preis erzielen soll, muss sie gepflegt aussehen und vor allem sauber sein. Nicht der Hauch eines Fladens darf den Gesamteindruck verschandeln. Das Styling durch den Friseur, pardon: Kuh-Fitter, gehört zum Pflichtprogramm vor jeder Zuchtviehauktion.

Gerade hat eine große Veranstaltung mit rund 350 Schwarzbunten in der Niederrheinhalle stattgefunden. Am Vortag hat der Bauer mit seinen Helfern alle Hände voll zu tun.

Beim Schönheitsprogramm geht es nicht nur darum, die muhenden Top-Models aus der Box hübsch zu präsentieren, es geht um wirtschaftliche Vorteile für den Besitzer. "Die optische Ausstrahlung zählt. Ob das Tier nun ein mehr schwarzes oder weißes Haarkleid trägt, ist dagegen total egal", erklärt Werner Ziegler beim Rundgang durch die Stallungen. Er ist Leiter der Region Nordrhein der Rinder Union West, die die Auktion durchführt. "Ein sauberes Auto wird auch schneller verkauft als ein schmutziges. Bei der Kuh geht es darüber hinaus darum, das Euter mit seinen Milchadern gut sichtbar zu machen."

Er rechnet vor: "Für einen Liter Milch müssen rund 500 Liter Blut durch die Adern fließen. Bei 30 Litern Milch am Tag..." Da ist ein gut durchblutetes Euter viel wert.

Und damit das gut sichtbar ist, wird auch dieser Teil von Landwirt und Kuh-Fitter André Krohn vom Haar befreit. Ebenso ist es mit der Top-Line auf dem Rücken. Hier wächst eine dichte Haarreihe, die gekürzt wird. Die Schermaschine surrt in Krohns Hand und die flauschigen Büschel fliegen.

Doch das ist erst der dritte Schritt der Prozedur, den die Rinder außerdem kennen. "Im Winter werden die Tiere regelmäßig geschoren, damit sie im Stall nicht schwitzen. Sie haben auch kein Problem mit niedrigen Temperaturen. "Bevor eine Kuh friert, muss schon viel passieren. Sie darf nur nicht im Durchzug stehen", erklärt Ziegler.

In der Schönheitsfarm an der Kleinewefersstraße geht es mit der Tiefenreinigung los. Shampoo und Schwamm stehen an der Waschanlage bereit. Mensch und Kuh "Xiamen" ebenso und dann kommt der nächste Helfer mit dem - auf leichter Stufe eingestellten - Hochdruckreiniger. Sofort verwandelt Wasserdampf den Riesenraum in eine Waschküche. Danach geht die Kuh triefend in die Box, um sich mit Tüchern kräftig abrubbeln zu lassen. Und wehe, das Rindviech legt sich zu schnell hin, dann geht die Prozedur von vorne los. Danach wird geschoren. Die Nachtruhe vor dem großen Auftritt verbringen die Tiere in der Box mit Stroh, Heu und Kraftfutter.

Nicht immer ist es leicht, rund 600 Kilo Kuh in die "Schlafstelle" zu bekommen, einige wollen einfach nicht. Da muss Helfer Tim Merkamp mit seinem ganzen Gewicht gegensteuern. Der Landwirt und Züchter hat stets ein wachsames Auge auf sein Tier. "Sein Wohlergehen steht an erster Stelle", betont Ziegler.

Auch in der Nacht wird aufgepasst, dass sich die Kuh-Models nicht beschmutzen. Ziegler: "Wenn die Kuh steht, einen Fladen fallen lässt und der Helfer dies rechtzeitig bemerkt, kann er den Eimer darunter halten. Ansonsten muss er schnell sauber machen."

Am Morgen erfolgt dann der Feinschliff. Die Tiere werden noch einmal gebürstet und dann geht es einzeln über die frische Einstreu in die Auktionshalle. Alle kommen unter den Hammer, auch "Xiamen". Sie erzielt einen Preis von 2800 Euro und tritt jetzt den Weg über die Alpen in ihr neues Zuhause an. Diese Kuh gibt künftig ihre Milch in Italien.

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