Die Krähen und der weiße Ball

Die Crows sind der einzige Baseballverein der Stadt. Einst erstklassig, haben sie derzeit vor allem Nachwuchssorgen.

Die Krähen und der weiße Ball
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Weiße Bälle werden geworfen und geschlagen — fliegen angetrieben vom Jubel Tausender Zuschauer durch imposante Stadien: In den USA besuchen jährlich über 110 Millionen Zuschauer die Spiele in den heimischen Baseballligen. In Deutschland fristet Baseball, im Gegensatz zu anderen amerikanischen Sportarten wie Basketball, ein Nischendasein.

Einen Grund dafür kennt Oliver Nöding: „Unser Sport findet medial in Deutschland überhaupt nicht statt.“ Seit 1989 spielt der 38-Jährige Baseball im Verein. „Damals haben wir noch auf der Stadtwaldwiese trainiert“, erinnert er sich. Zu dieser Zeit hießen die Krefeld Crows noch Bobbins, also Garnrollen — passend zur Samt- und Seidenstadt.

Ende der 80er Jahre konnten die Bobbins sogar in der ersten deutschen Liga mitmischen. Anfang der 90er ging es dann aber bergab: Leistungsspieler wechselten zu namhafteren Vereinen und die Mitgliederzahlen gingen zurück. Damals gab es noch fünf Baseballvereine im Krefelder Stadtgebiet. Heute sind die Krefeld Crows der einzige Verein — und sie haben mit sinkendem Interesse zu kämpfen: Vor eineinhalb Jahren musste die Jugendabteilung aufgelöst werden.

Dabei sei der Sport sehr spannend, sagt Oliver Nöding: „Man hat häufig das Gefühl, bei einer Art Western-Duell-Situation dabei zu sein.“ Er muss es wissen — schließlich ist er der sogenannte Pitcher der ersten Herrenmannschaft des Vereins. Aus gut 18 Meter Entfernung wirft er den Ball dem gegnerischen Schlagmann entgegen.

Der muss versuchen, die angeschnittenen, extra verlangsamten oder pfeilschnellen Bälle mit seinem Baseballschläger möglichst weit ins Feld zu befördern. Dann muss er, ähnlich wie beim Brennball, drei Markierungen auf dem Feld ablaufen, bevor die auf dem Feld postierten Mitspieler des Pitchers den Ball unter Kontrolle gebracht haben. Das Training gestaltet sich ebenso abwechslungsreich wie die Aufgaben auf dem Spielfeld: Neben Schlag-, Wurf- und Fangtechnik müssen auch Kondition und Schnelligkeit stimmen.

Oliver Nöding, Pitcher

Die Mannschaften der Krefeld Crows sind gerade ins Wintertraining gestartet. In einer Sporthalle Am Konnertzfeld üben sie mit ungewöhnlichen Methoden: „Wir spielen Fußball oder Basketball für die Kondition oder üben zum Beispiel die Schlagtechnik, indem wir versuchen hochgeworfene Kronkorken mit Besenstielen zu treffen“, sagt Nöding. Und Jan Frömming fügt hinzu: „Für richtige Trainingsspiele ist die Halle zu klein und die geschlagenen Bälle würden hier Schäden anrichten.“

Der 20-Jährige wirft bei der zweiten Herrenmannschaft und ist seit sieben Jahren Mitglied des Vereins. Wer sich für den Sport interessiere, sollte jetzt bei den Krefeld Crows einsteigen, findet er:. „Die Wintersaison ist der perfekte Zeitpunkt für Neueinsteiger, weil wir selbst wieder bei Null anfangen und die grundlegenden Techniken trainieren.“

So werde zum Beispiel der Wurf wieder „neu aufgebaut“. „Viele denken beim ersten Mal zuschauen: ,Was ist das denn für ein Sport?’ Doch wenn man sich ein wenig rein gearbeitet hat, macht es schon fast süchtig“, sagt Frömming.

Am Wochenende schlägt er sich ab und zu die Nacht um die Ohren, um Spiele der Profis aus den USA zu verfolgen und sich die neusten Techniken und Tricks abzugucken. Auch seinem Vereinskollegen Nöding lässt der Sport keine Ruhe. Wegen eines Studiums musste der 38-Jährige pausieren: „Irgendwann habe ich angefangen, vom Baseball zu träumen. Da wusste ich, dass ich wieder spielen muss.“

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