"Eigener Chef sein — das ist cool!"

Die WZ sprach mit drei Absolventen verschiedener Schulformen über ihre beruflichen Pläne.

Jens Christian will Maler und Lackierer werden.

Jens Christian will Maler und Lackierer werden.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Nie! wieder! Schule! Mit drei Ausrufezeichen startet die Klasse von 2014 in einen ganz besonderen Sommer: den zwischen Schulabschluss und Ausbildungsbeginn. Sie begeht ihn mit ein wenig Wehmut und viel Vorfreude.

Sebastian Bradka will Bäcker werden.

Sebastian Bradka will Bäcker werden.

Foto: Andreas Bischof

Jens Christian formuliert es so: „Jetzt bin ich erst mal froh. Aber vermutlich werde ich die Schule später einmal vermissen.“ Der 17-Jährige machte im Mai seinen Hauptschulabschluss an der Von-Ketteler-Schule und beginnt im August seine Berufsausbildung. Er hat sich für Maler und Lackierer entschieden, in der engeren Auswahl standen auch Kfz-Mechatroniker und Altenpfleger: „Bei einem Praktikum habe ich aber gemerkt, dass mir der Umgang mit Farben gut gefällt, und das Gestalten mag ich auch.“

Isabel Terhaag will Verwaltungsbeamtin werden.

Isabel Terhaag will Verwaltungsbeamtin werden.

Foto: Andreas Bischof

Schwierigkeiten, die Ausbildungsstelle zu bekommen, habe er nicht gehabt: „Nach dem zweiwöchigen Praktikum habe ich meine Bewerbung abgegeben und zwei Tage später durfte ich unterschreiben.“ Der Ausbildungsplatz bedeutet ihm viel — „damit ich was sicher hab’“ — und er sieht ihn als guten Ausgangspunkt für die Umsetzung seines beruflichen Drei-Stufen-Plans: „Nach der Ausbildung hoffe ich, übernommen zu werden. Dann mach’ ich meinen Meister. Und irgendwann, in 15 Jahren vielleicht, will ich mich selbstständig machen.“ Denn einen Betrieb zu führen, sei sein eigentliches Ziel: „Eigener Chef sein — das ist cool!“

Auch Sebastian Bradka könnte sich vorstellen, in einigen Jahren einen Betrieb zu gründen — in seinem Fall wäre das eine Bäckerei. Denn der 16-Jährige, der im Mai die Freiherr-vom-Stein-Realschule mit der Mittleren Reife verließ, beginnt im September eine Ausbildung zum Bäcker: „Ich habe schon immer gerne gebacken. Kochen finde ich auch gut, aber Koch wäre mir zu hektisch — zu viele Leute in der Küche.“ Natürlich weiß er, dass auch der Beruf des Bäckers nicht gerade entspannt ist, vor allem wegen der sehr speziellen Arbeitszeiten: „Man arbeitet nachts, ungefähr von 1 bis 10 Uhr. Aber ich habe mich informiert, und ein Geselle hat mir erzählt, dass es im ersten Monat zwar hart ist, man sich dann aber daran gewöhnt.“

Viel mehr Sorgen macht er sich über die Zukunft von Familienbetrieben wie dem, in dem er seine Ausbildung machen wird: „Ich hoffe, dass die Großbäckereien und Backfabriken die nicht alle kaputt machen.“ Denn wenn er sein Fernziel erreicht hat und Bäckermeister geworden ist, will er keinesfalls „nur eine Maschine zum Brötchen aufwärmen bedienen“. Stattdessen möchte er weiter in einem Familienbetrieb arbeiten — oder selbst einen gründen.

Isabel Terhaag hingegen strebt nicht danach, sich selbstständig zu machen. Die 18-Jährige, die im Mai ihr Abitur am Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium ablegte, will Beamtin werden. Sie beginnt im September nächsten Jahres ein Duales Studium zur Stadtinspektoranwärterin: „Mit dem Bachelor kann man im Gehobenen Dienst der Verwaltung arbeiten.“

Ihr ursprüngliches Berufsziel allerdings war ein ganz anderes — sie wollte Schriftstellerin werden. Das Interesse für Kunst und Kultur ist auch immer noch da, und so wird sie vor Studienbeginn ein Jahrespraktikum in einem Theater absolvieren. Und wenn sie ihr Studium abgeschlossen hat, hofft sie darauf, für den Kulturbereich der Verwaltung arbeiten zu können.

Vor allem aber zählt sie darauf, dass die Beamtenlaufbahn „der sicherste Weg ist, den es gibt“. Denn so habe sie in ihrer Freizeit genügend Muße, um weiterhin Kurzgeschichten und Gedichte schreiben zu können: „Und vielleicht kann ich dann ja auch irgendwann einmal ein Buch veröffentlichen.“

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