Fichtenhain: Ein Friedhof ohne Zukunft

Die Stadt hat die Ruhestätte 2010 geschlossen. Es gibt Angehörige, die dort gern noch bestattet werden würden.

Fichtenhain: Ein Friedhof ohne Zukunft
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Wer ihn nicht kennt, findet ihn nur schwer: den Friedhof am Campus Fichtenhain. In einem Waldstück ist er hinter einer hohen Hecke versteckt. 60 Gräber soll es dort geben. Ob das stimmt, ist schwer zu überprüfen. Viele sind nicht mehr erkennbar, einige Steine sind so alt, dass die Schrift nicht mehr lesbar ist. Einige stehen schief oder liegen auf dem Grab.

Fichtenhain: Ein Friedhof ohne Zukunft
Foto: Archivbild: Lothar Strücken

Ingrid Plangger-Schaumburg ist aus Willich gekommen, um das Grab ihrer Eltern zu pflegen. Sie würde sich wünschen, ebenfalls auf dem Friedhof bestattet zu werden. „Fichtenhain, das ist für mich Heimat.“ Die Ruhestätte wurde von der Stadt im August 2010 geschlossen. Nur noch Ehepartner bereits verstorbener und dort bestatteter Personen werden noch beigesetzt. Das sind laut Plangger-Schaumburg fünf Personen, sie gehört nicht dazu. „Ich wünsche mir eine Urnenbestattung auf dem Grab meiner Eltern“, sagt die 70-Jährige.

Als sie sieben Jahre alt war, kam sie mit ihren Eltern nach Fichtenhain. Ihr Vater hatte eine Anstellung als Hausinspektor im damaligen Landesjugendheim Fichtenhain, das vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) betrieben wurde. Dort waren Jungen untergebracht, die als schwer erziehbar galten.

In den vergangenen Jahren haben sich einige ehemalige Heimkinder an die Öffentlichkeit gewandt, weil sie nicht gut behandelt worden seien. Für Plangger-Schaumburg ist das Areal jedoch ein Stück Heimat. „Ich weiß, dass es streng war und es auch eine Arrestzelle gab, aber warum und wofür, davon habe ich nichts mitbekommen. Dafür war ich wohl auch zu jung.“

Sie erinnert sich gerne an die Zeit, in der sie mit ihrer Familie in Fichtenhain gelebt hat. „Die Familien von vielen dort beschäftigten Beamten haben auf dem Gelände gelebt. Wir waren sehr autark.“

Schon länger setzt sie sich dafür ein, dass der Friedhof erhalten bleibt. „Ich finde, das ist hier eine schöne Idylle. Die Ruhestätte sollte erhalten bleiben.“ Als Alternative zum Friedhof schwebt ihr eine Umnutzung als Friedwald vor. Dann würde die Fläche in den umliegenden Wald eingehen, sobald die Ruhezeit der Gräber beendet ist. Das lehnt die Verwaltung allerdings ab. Es gebe in der Stadt tendenziell zu viel Friedhofsfläche.

Elf der Gräber werden noch gepflegt. Auch aus ihrem Bekanntkreis gebe es Interesse, auf dem Friedhof bestattet zu werden. „Wir waren hier wie eine große Familie. Mit einigen Freunden treffen wir uns jedes Jahr und kommen hierher.“

Sie hofft darauf, dass sie für sich und ihre Freunde noch eine Genehmigung erreichen kann. „Die letzte Person, die in Friedrichshain beigesetzt werden darf, ist jünger als ich. Das Grab meiner Eltern existiert eh schon und die Ruhezeit würde sich nicht verändern. Für mich und meine Freunde, die ja auch hier aufgewachsen sind, wäre das ein großer Wunsch.“

Das Grundstück gehört der Grundstücksgesellschaft der Stadt Krefeld (GGK). „Die Schließung des Friedhofs ist ist eine politische Entscheidung von 2010, danach richten wir uns“, erklärt Geschäftsführer Eckart Prehn.

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