Klinikum Königshof: Türken fühlen sich verstanden

Die Klinik hat die erste türkischsprachige Ambulanz eingerichtet.

Krefeld. Wem es psychisch nicht gut geht, der muss sich jemandem anvertrauen, am besten einem Facharzt, der sich mit diesen Problemen auskennt. Doch was ist, wenn man gerade von dem nicht verstanden wird? Mit solchen Problemen werden türkischsprachige Patienten häufig konfrontiert, wenn sie die deutsche Sprache gar nicht oder nur unzureichend kennen. Im intimen Gespräch mit einem deutschen Psychologen fühlen sie sich oft unwohl in ihrer Haut. Abhilfe bietet die türkische Ambulanz in der Klinik Königshof, Am Dreifaltigkeitskloster 16.

Mit der Ambulanz ist eine Lücke im Krefelder Gesundheitswesen geschlossen. Auch deswegen, weil es in ganz Krefeld nur einen türkischsprachigen Psychiater gibt, der seit geraumer Zeit überlastet ist.

"Generell suchen uns mehr Frauen als Männer auf, wobei die meisten sehr schambehaftet sind und Angst haben, dass ihre Probleme an die Öffentlichkeit gelangen könnten", erzählt Semra Firat. Gerade in der türkischen Kultur sei es nach wie vor schwierig, sich einzugestehen, dass man psychisch angeschlagen ist und Hilfe braucht. "Jeder hat zu funktionieren und eine bestimmte Rolle zu leben, besonders innerhalb der Familie", sagt die Psychologin. Im Unterschied zu türkischen Psychologen rate ein deutscher Therapeut bei Eheproblemen eher zu einer Familientherapie oder zur Scheidung, was in türkischen Kulturkreisen aber verpönt ist.

Larissa Wiens, Fachärztin für Psychiatrie

Bestimmte Themen würden bei einem deutschen Arzt nicht angesprochen, meint Fatih Keskin, wie zum Beispiel der Ramadan: "Da wir diese kulturelle Tradition kennen, können wir beispielsweise eine Medikation darauf ausrichten und die Patienten besser beraten". Depressionen oder Ängste sind häufige Krankheitsbilder, die sich wenig von den der deutschen Patienten unterscheiden, dafür aber die Ursachen. Hier leisten die beiden Ärzte gleichzeitig Sozialarbeit: "Vielen Migranten geht es psychisch schlecht, weil sie keine Arbeit finden oder sich ausgeschlossen fühlen", berichtet Semra Firat.

Für die türkischen Patienten ist die Ambulanz im Klinikum eine Bereicherung, obwohl noch viele Unsicherheiten zu überwinden sind. Ganz ähnliche Erfahrungen hat Larissa Wiens, Fachärztin für Psychiatrie, bei ihrer Arbeit in der russischen Ambulanz gemacht: "Die ausländischen Patienten sind glücklich, wenn ihnen in ihrer Muttersprache geholfen wird. Man muss nicht immer zu Medikamenten greifen, ein Gespräch kann schon vieles bewirken, dass sich die Betroffenen besser fühlen."

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