Mit dem Treppenlift ins Fischelner Rathaus?

Das Aktionsbündnis befürchtet, dass die Stadt die Pläne für ein barrierefreies Rathaus auf Eis gelegt hat.

Krefeld. In der Regel mindestens einmal am Tag geht bei den Mitarbeitern des Bürgerbüros im Fischelner Rathaus an der Kölner Straße die Klingel. Früher waren es vor allem Rollstuhlfahrer, heute sind es meist Menschen mit Rollator, die Hilfe brauchen, weil sie die Stufen ins Hochparterre nicht schaffen“, hat Bezirksvorsteherin Doris Nottebohm (SPD) recherchiert.

Nottebohm setzt sich bereits seit Jahren für einen barrierefreien Zugang ins Fischelner Rathaus ein, ebenso das Aktionsbündnis für ein barrierefreies Rathaus Fischeln. Rund 1500 Unterschriften hatte das Aktionsbündnis 2011 für den Bau eines rollstuhltauglichen Aufgangs gesammelt, mittlerweile zählen die Initiatoren 1800 Unterstützer. „2011 hatte der Oberbürgermeister zugesagt, 25 000 Euro Planungskosten in den Etat aufzunehmen“, berichtet Mitinitiator Manfred Adam. Außerdem habe die Stadt erklärt, innerhalb rund eines Jahres ein Nutzungskonzept für das Rathaus vorzulegen. „Das ist bisher nicht geschehen und darüber sind wir sehr enttäuscht“, sagt auch Mitstreiterin Wiebke Billecke.

Denn vom Nutzungskonzept hängt die Gestaltung des barrierefreien Zugangs ab. Vor mehr als 45 Jahren hat die Sparkasse das Gebäude verlassen, auch die kommunale Leihbücherei hat sich schon vor Jahren aus dem Fischelner Rathaus verabschiedet. Dauerhaft genutzt wird das denkmalgeschützte Gebäude seit 1984 nur noch von Polizei und Bürgerservice. Viele Zimmer im Fischelner Rathaus stehen deshalb leer. So auch die alte 240 Quadratmeter große ehemalige Bürgermeisterwohnung unter dem Dach.

Rund 25 000 Euro soll die Sanierung der sieben Räume kosten. Denkbar wäre die Nutzung als Arztpraxis. Diese Variante setzt allerdings den Bau eines Aufzugs vom Innenhof bis ins Dachgeschoss voraus. Die Kosten dafür beziffert die Stadt mit 350 000 Euro. Soll der Aufzug nur bis zum Sitzungssaal im Obergeschoss fahren, müsste die Verwaltung 310 000 Euro einplanen, für einen Lift bis ins Hochparterre 240 000 Euro. In der Summe enthalten sind die Kosten für barrierefreie Toiletten. Denn die sind für Menschen mit Handicap zurzeit vollkommen ungeeignet: Die Türen sind schmal geschnitten, so dass ein Rollator kaum hindurchpasst, Handläufe neben der niedrigen Toilettenschüssel gibt es nicht. Im Moment ist nur eine der Toiletten überhaupt zugänglich, in der zweiten Kabine fehlt die Schüssel ganz, ein Abflussrohr ragt aus dem Boden.

Die Sanierung der Toilette und der Einbau eines Fahrstuhls, der alle Etagen abdeckt, hält auch das Aktionsbündnis für eine optimale Lösung. „Alternativ könnte ich mir vorstellen, im Treppenhaus, das durch den Nebeneingang erreichbar ist, einen Treppenlift einzubauen, der bis in Hochparterre führt“, sagt Nottebohm. Die erste Hürde, der Aufgang vor dem Haus ins Treppenhaus, lasse sich durch eine Rampe beseitigen. „Dazu müsste die Stadt nur den Bürgersteig aufpflastern.“ Das Bündnis befürwortet diesen Ansatz. Die schweren Türen, die nur mit großem Krafteinsatz zu öffnen sind, auf den neuesten Stand der Technik zu bringen, sei kein Problem, merkt Adam an. „Mit einem Bewegungsmelder lassen sich die Türen leicht umrüsten, so dass sie sich automatisch öffnen, wenn ein Besucher das Gebäude betreten oder befahren will.“ Stand sie dem Vorschlag anfangs skeptisch gegenüber, lässt die Stadt jetzt prüfen, „ob der barrierenfreie Zugang zum Erdgeschoss mittels einer Treppenlift-Lösung sichergestellt werden kann.“ Der Treppenlift ermögliche in Hinblick auf die begrenzten finanziellen Mittel zumindest eine eingeschränkte Nutzung und sei deshalb ein möglicher Kompromiss. Adam und Billecke nehmen das als gutes Zeichen. „Wir hoffen, dass sich jetzt etwas bewegt“, sagt Billecke. „Wir brauchen keine Luxuslösung, wir brauchen eine praktische Lösung.“

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