Krefelds Fauna Wanderfalke erlegt junge Brieftauben

Der Greifvogel hat auf dem Kirchturm ein Nest. Den Züchtern von Brieftauben gefällt das nicht. 50 ihrer Vögel soll er gefressen haben.

Krefelds Fauna: Wanderfalke erlegt junge Brieftauben
Foto: dpa

Krefeld. Was sich Herbert Weghs seit 25 Jahren wünscht, ist seit letztem Jahr Wirklichkeit: Ein Wanderfalken-Pärchen nistet auf dem Kirchturm in Hüls. Der Liebhaber der Vögel hatte dafür in luftiger Höhe Kästen angebracht. Das freut jedoch nicht alle, denn der Greifvogel macht Jagd auf Tauben — auch auf Brieftauben. Züchter vermissen bislang rund 50 Jungvögel.

„Erst seitdem der Falke aufgetaucht ist, sind so viele Tauben verschwunden“, sagt Dieter Horchmer, der dem Verein in Hüls angehört. „Ich habe vor Kurzem selbst beobachtet, wie er eines unserer Tiere gejagt und gefressen hat.“ Das sei durchaus ein Verlust. Eine Taube, die bei deutschlandweiten Flug-Wettbewerben vorne liegt, könne bis zu 10 000 Euro wert sein.

Das sind allerdings nicht die Tiere, die der Greifvogel erwischt, denn „sie sind geschickt genug, um sich vor ihm in Sicherheit zu bringen“. Es handele sich vor allem um Jungtiere, die noch trainieren. In den vier Taubenschlägen in Hüls seien sie zwar geschützt, doch zweimal am Tag haben sie ihre Flugstunden, erklärt Horchmer. Und diese Zeit nutzen die Greifvögel aus.

Das Problem kennt der Naturschutzbund Nabu. „Die Tiere jagen alle Vögel bis Entengröße. Dazu zählen natürlich auch Brieftauben“, sagt Stephanie Krüßmann von der AG Wanderfalkenschutz in NRW. Mehrere Züchter haben sich bereits an sie gewendet, denn in den letzten Jahren siedeln sich immer mehr der Greifvögel in der Region an. „Wir sind um Aufklärung und Zusammenarbeit bemüht.“ Der Falke sei ein sehr seltener Vogel, in NRW war er aufgrund von Pestiziden sogar lange ausgestorben, erklärt sie.

Umso mehr freut sie sich, dass er nun überall wieder auftaucht. Teils werde er sogar sehnlichst erwartet. „Falken fressen auch Wildtauben, die an vielen Orten große hygienische Probleme verursachen“, führt sie aus. Dafür hat Dieter Horchmer Verständnis. „Der Falke kann in Hüls bleiben“, sagt er. „Er ist Teil der Natur. Wir müssen aber einen Weg finden, damit umzugehen.“ Er wünscht sich, dass sein Verein erfährt, welche Tauben dem Falken zum Opfer gefallen sind. Das geht über die Ringe, die seine Tiere tragen und die in Nistkästen der Falken liegen können. „Wir helfen gerne“, sagt Krüßmann.

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