50 Jahre Pauluskirche Hannelore Ewert: Sängerin, Pastorin und Pfarrerin

Die Pauluskirche feiert 50. Jubiläum. Hannelore Ewert hat die Gemeinde vielfach geprägt.

50 Jahre Pauluskirche: Hannelore Ewert: Sängerin, Pastorin und Pfarrerin
Foto: Repro: Bischof

Krefeld. 1957 stieß Hannelore Ewert zu den Gläubigen in der Pauluskirche in Inrath. Eine folgenreiche Begegnung für die junge Frau, die 1946 mit ihrer Mutter aus dem heutigen Polen vertrieben und nach Krefeld gekommen war. Aus dem Kirchenchormitglied wurde die Gemeindehelferin, die sich zur Pastorin weiterbildete und schließlich, vier Jahre vor der Pensionierung 1998, noch Pfarrerin wurde. „Zum Singen hatte ich da keine Zeit mehr.“

50 Jahre Pauluskirche: Hannelore Ewert: Sängerin, Pastorin und Pfarrerin
Foto: A. Bischof

Jetzt, mit 79 Jahren, wird Ewert das Jubiläum der Pauluskirche als Kirchenchormitglied miterleben. Eine besondere Komposition hat sie schon bereitgelegt: Die Kantate „Lobe den Herren“ von Helmut Walcha. „Die haben wir schon bei der Einweihung vor 50 Jahren gesungen.“

Bis dahin war es ein langer Weg. Am 21. Juni 1943 wurde die Pauluskirche, 1900 gebaut, zerstört. Nur der Turm blieb unbeschädigt und wurde, wie Ewert sagt, „gehegt und gepflegt“. Das Gemeindeleben fand damals überall statt: im gemütlichen Turmkeller, der der Jungengruppe und dem CVJM vorbehalten war, und in der Kantine der Verseidag, in Privatwohnungen und im Keller des Pfarrhauses.

Johannes Haape war der Pfarrer. „Er hat sich auf die Hinterbeine gesetzt und ist von Fabrikant zu Fabrikant gelaufen, um Geld für ein neues Gotteshaus zu sammeln.“ Erfolgreich: Neben die Ruine der Pauluskirche wurde eine Kapelle gesetzt, das neue, kleine Zentrum des Gemeindelebens. Große Feste wie Konfirmationen fanden in der Lutherkirche und später in der Alten Kirche statt. „Es war immer viel los bei Paulus“, erinnert sich Ewert heute.

Hannelore Ewert hatte, wegen des Kriegs ohne Abitur, eine kaufmännische Ausbildung gemacht. Das konnte nicht alles sein im Leben — dieser Gedanke brachte Ewert in den Kirchenchor, ehrenamtlich engagierte sie sich zehn Jahre lang in der Jugendarbeit. „Mein Herz schlug für die Gemeinde“, sagt Ewert.

So folgte sie schließlich dem Vorbild der langjährigen Gemeindehelferin Luise Köster, einer Malche-Schwester. Ewert schulte 1968 um. 1970 bis 1980 arbeitete sie als Gemeindehelferin in Moers und qualifizierte sich über den zweiten Bildungsweg weiter. „Ich konnte ja nicht unendlich in der Jugendarbeit über Tische und Bänke gehen.“ Sie wurde Pastorin, und kam zurück zur Pauluskirche — ausgerechnet. Eine „Schmalspur“-Theologin mit Ausbildung auf dem zweiten Bildungsweg, eine Frau und die Heimatgemeinde als Einsatzort: „Ich wollte das nicht“, sagt Ewert ehrlich. Nicht jeder unterstützte die Einführung der neuen Pfarrerin, doch sie setzte sich durch.

Vier Geistliche kümmerten sich damals um die etwa 11 500 Gemeindemitglieder der Pauluskirche — heute sind es 7000 Mitglieder bei zwei Pfarrern. Das Gemeindeleben war vielfältig geworden, nachdem am 4. Adventssonntag 1965 die neue Pauluskirche eingeweiht worden war. Präses, Superintendent, Pfarrer, die ganze Gemeinde waren dabei, als der festliche Zug über die Inrather Straße und den Parkplatz in die Kirche einzog, die auf den Ruinen erbaut worden war. Erstmals gab es auch ein Gemeindehaus in der mittlerweile selbstständigen Gemeinde, erzählt Ewert. Ballspiele im Innern der Kapelle, bei denen auch mal ein Fenster zu Bruch ging, wie sich die Pfarrerin im Ruhestand lächelnd erinnert, gehörten der Vergangenheit an.

Es sind Erinnerungen wie diese, die ein Jubiläum prägen. Hannelore Ewert hat einige, beispielsweise an einen Heiligen Abend, an dem die Malche-Schwester Luise, auch Organistin, nach zwei Gottesdiensten zu Weihnachten noch an der Orgel blieb und sich gegen Mitternacht eingeschlossen fand. Mit Haube und im Rock musste sie durchs Fenster klettern, um nach draußen zu gelangen.

Eine solche Haube wiederum (Ewert: „der Pappkarton“) hatte die Schwester ausgerechnet an dem Tag vergessen, als sie eine Trauung an der Orgel begleiten sollte. Im Fundus waren nur noch ungebügelte Exemplare, ein Problem, für das man im benachbarten Bekleidungsgeschäft „Sinn“ Verständnis und — wichtiger noch — ein Bügeleisen fand.

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