Infraschall - Inrather klagen über Schmerzen

Anwohner klagen über Schlafstörungen und Atemnot. Doch die Quelle ist nicht nachgewiesen.

Infraschall - Inrather klagen über Schmerzen
Foto: Andreas Bischof

Inrath. Sie haben das Gefühl, als Spinner abgetan, nicht ernst genommen zu werden. Dabei haben sie 150 Unterschriften eingesammelt, mit denen ihr Anliegen unterstützt werde. Sie, das sind Anlieger am Inrath, in deren unmittelbarer Nachbarschaft die Firma Siempelkamp ihre Produktionshallen hat. Einige Anwohner klagen über Schlafstörungen, unerklärliches Kribbeln in den Gliedmaßen, Schmerzen, zu hohen Blutdruck, Atemnot, Herzprobleme. Und sie führen die körperlichen Symptome auf den Industriebetrieb in ihrer Nachbarschaft zurück.

Das Stichwort ist „Infraschall“: Schallwellen mit einer Frequenz unterhalb von 20 Hertz, die vom menschlichen Ohr normalerweise nicht wahrgenommen werden. „Dass Infraschall bei Menschen Ehrfurchtsgefühle oder Angst hervorruft, wird immer wieder berichtet. Da er nicht bewusst wahrgenommen wird, kann er beim Menschen den diffusen Eindruck vermitteln, übernatürliche Ereignisse seien im Gange.“ Diese Beschreibung steht in der Online-Enzyklopädie Wikipedia, ist damit allerdings nicht in Stein gemeißelt.

An übernatürliche Ereignisse glauben die Anwohner am Inrath nicht: Seit April 2003 fühlen sie sich gesundheitlich beeinträchtigt. Inzwischen ist daraus eine offenbar unendliche Geschichte geworden.

Das Unternehmen glaubt, alle Hebel in Bewegung gesetzt zu haben. „Wenn wir etwas machen könnten, würden wir es tun“, heißt es an der Siempelkampstraße. Die Firma hat Messungen in Auftrag gegeben, bei denen eine Halle als mögliche Schallquelle geortet wurde. Das Dach wurde abgenommen, die Wände entfernt — immer begleitet von Messungen auf dem Gelände und bei den Anwohnern. Geholfen hat das alles nichts.

„Man geht um halb Zwölf ins Bett und kann dann nicht schlafen“, sagt Karin Scheer, die zusammen mit ihrem Mann Karl-Heinz zum WZ-Mobil gekommen ist. Immer wieder ist bei dem Gespräch zu hören, dass sich die betroffenen Anwohner von der Firma, von der Regierung und der Stadt im Stich gelassen fühlen: Man bekäme ja nicht einmal einen Termin beim Gesundheitsamt, heißt es.

Der Gedanke, vom Inrath wegzuziehen, ist einigen Anwohnern auch schon gekommen. „Das ist hier ein Wohngebiet, und nebenan liegt eine tickende Zeitbombe“, meint Helga Wefers. Steigende Lungenkrebs- und Magenkrebsraten, Nukleartechnik und Supergau — vieles wird in einen Topf geworfen. Jedenfalls hat Marina Weber jetzt einen Termin beim Gesundheitsamt bekommen. Aber erst, nachdem sie sich am Telefon heftigst beschwert habe: „Da ist ja fast nie jemand zu erreichen.“

Unterdessen verweist das Unternehmen auf die eigene Internet-Seite zum Thema, die auch für die Nachbarn ein Forum sein könne:

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