Inrath Streit um die Umbenennung des Carl-Diem-Wegs

CDU-Mitglied in der Bezirksvertretung Nord wollte Ratsbeschluss kippen. Debatte über Nazi-Vergangenheit des Namesgebers.

Krefeld. Es ist laut diesmal im sonst beschaulichen Rosengarten. Sehr laut. Schon bei der Tagesordnung zur Sitzung der Bezirksvertretung (BZV) Nord poltert CDU-Sprecher Walter Fasbender, Mit ihrem Antrag zur umstrittenen Bebauung am Appellweg habe die SPD gegen Absprachen verstoßen, die Vorsteherin Gisela Klaer Informationen nicht weitergegeben.

SPD-Sprecher Ralph-Harry Klaer weist das zurück und bittet Fasbender darum, den Antrag doch zu lesen. Damit sollte die Verwaltung lediglich dazu aufgefordert worden, einen der vorliegenden Pläne vor einer öffentlichen Diskussion auf seine Genehmigungsfähigkeit zu prüfen. Der Punkt wurde mehrheitlich von der Agenda gestrichen.

Dann legt Fasbender noch mal nach. Bei dem Punkt Umbenennung des Carl-Diem-Weges wegen dessen Nazi-Verstrickungen stellt sich der CDU-Sprecher gegen einen einstimmigen Beschluss des Stadtrates vom 5. Februar. Eine vom Rat beauftragte Kommission hatte diesem damals einstimmig den Vorschlag zur Umbenennung unterbreitet. Auch dort gab es keine Gegenstimmen.

Alternativ zu Diem hatte die Verwaltung zwei andere Namen vorgeschlagen: Edith-Stein- oder Hubert-Houben-Weg. In der BZV beantragt Ratsherr Fasbender im Sinne von „Bürgernähe“, den Namen Diem beizubehalten. 31 Bewohner der 19 Einfamilienhäuser an diesem Weg hätten an einer Abstimmung teilgenommen sagt Fasbender, 17 hätten für Houben, sechs für Edith Stein gestimmt und acht hätten sich enthalten. Empörung, Kopfschütteln und laute Buh-Rufe quittierten den CDU-Antrag.

Der frühere CDU-Vorsteher Wolfgang Feld versuchte, Diem als kleinen Nazi-Mitläufer zu verharmlosen. „Was hat er denn Schlimmes getan? Er hat die Olympischen Spiele 1936 organisiert und Medaillen verteilt. Mehr nicht.“ Der Konter von Ralph-Harry Klaer: „Und er hat dafür gesorgt, dass jüdische Sportler von diesen Spielen ausgeschlossen wurden. Diem hat außerdem den Volkssturm der Nazis aufgebaut, in dem später Tausende Alte und Jugendliche ihr Leben lassen mussten. Dieser Name hat hier im Kliedbruch und in unserer Stadt nichts zu suchen. Wirkliche Bürgernähe ist, sich von diesem braunen Pack zu distanzieren.“

Daraufhin erwidert Fasbender lautstark zurück: „Wir lassen uns hier nicht als braunes Pack beschimpfen.“ Jutta Pilat (FDP), die als Mitglied der Ratskommission die Umbenennung mit beschlossen hatte, kommentiert außer Fassung die Auseinandersetzung um den CDU-Antrag: „Ich bin bitter enttäuscht.“

Sie macht darauf aufmerksam, dass damit auch Fasbenders Parteifreund Hans-Peter Kreuzberg hintergangen werde, der ebenfalls für die Umbenennung gestimmt hatte. Mehr noch: Laut Protokoll der damaligen Ratssitzung drückte CDU-Fraktionschef Philibert Reiters „den Respekt der CDU-Fraktion vor der Arbeit der Kommission zu diesem sensiblen Themenblock aus.“ Fasbender hatte bei dieser Sitzung entschuldigt gefehlt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort