Der Schutzmann in Deinem Bezirk (7): Rasierklingen gegen die Grabräuber

Drei der vier Bezirksbeamten aus dem Rathaus an der Kölner Straße haben schon im Wach- und Wechseldienst als Team gearbeitet.

Krefeld-Fischeln/Süd. Sie erinnert an Tante Irenes Wohnzimmer - die stoffbezogene Sitzgruppe mit Sofa und drei genauso weich gefederten Sesseln. Doch wir sind nicht bei Tante Irene zu Gast, sondern im Fischelner Rathaus, in einer der drei Bezirksdienststellen im Bereich der Polizeiwache Süd (Sitz an der Hansastraße). Klaus-Dieter Schermutzki heißt der meist grimmig dreinblickende Leiter des vierköpfigen und zusammen 200 Jahre alten Teams. Seit 35Jahren ist er im Polizeidienst und im elften Jahr im bevölkerungsreichsten Stadtteil der Seidenstadt (über 23.000 gemeldete Personen) eingesetzt.

1978, am Ende der Blütezeit des deutschen Terrorismus’, beschützte Hauptkommissar Schermutzki die israelische Botschaft in Bonn, den Vize-Kanzler Hans-Dietrich Genscher oder auch Franz-Josef Strauß. "Die Objektschützer saßen meistens in Wohnwagen. Nicht alle Politiker mochten das. Aber Strauß kam in den Wagen und spielte mit den Beamten Karten", erzählt Klaus-Dieter Schermutzki. Seine Ausbildung hatte er zuvor bei der Bereitschaftspolizei in Linnich abgeschlossen.

Dort, wo er aufgewachsen ist, dreht er nach 17 Jahren als Motorradstreife im alten Schutzbereich Ost heute wieder seine Runden - zu Fuß, auf dem Fahrrad oder im Streifenwagen: im Krefelder Bezirk Lehmheide, der bei der Polizei unter der Kennziffer 31 als "Klinikum" geführt wird. Ein Bezirk mit zahlreichen Nationalitäten und überdurchschnittlich vielen Türken. "Mit denen komme ich prima zurecht", sagt Hauptkommissar Schermutzki.

Seine Sammlung internationaler Polizeimützen will er in Kürze von der Dienststelle nach Hause verlagern. "Dort verstauben sie nicht so stark".

In seinem Revier befindet sich der Hauptfriedhof, und dort hat die Polizei bisweilen einige Arbeit: Älteren Damen sind in der Vergangenheit Handtaschen entrissen worden, und in der Zeit der stillen Feiertage klauen Zeitgenossen Blumengestecke, Kerzen und sonstigen Grabschmuck. "So ein Blumenstrauß kostet inzwischen 20 Euro", sagt der Bezirksbeamte - ein Grund für die 15 bis 20 Friedhofs-Anzeigen im Jahr, die nur die Spitze des Eisbergs sein können.

Aber man kann sich wehren. Eine Witwe beklagte sich bei Klaus-Dieter Schermutzki über wiederholten Diebstahl. Und teilte ihren Plan mit: "Ich verstecke in einem dicken teuren Blumenstrauß 20 Rasierklingen meines Mannes."

Klaus Stoffels hat 18 Jahre Streifendienst im Krefelder Süden "geschoben", ehe er 2001 in das geräumige und gemütliche Büro im Parterre des Fischelner Rathauses einziehen durfte. "Als ich angefangen habe, wurden die Hauptmeister von den jungen Polizeimeistern noch gesiezt." Geboren wurde Stoffels in Willich, dort wohnt er heute noch mit seiner Familie. Er ist ein Rock’n’Roller: Mit seiner Band Off Duty covert er Hits. Zuletzt hat der Oberkommissar in einem Willicher Saal abgerockt.

Polizeioberkommissar Armin Giebels zieht Tomaten, Gurken und anderes Gemüse. Er ist nämlich der Vorsitzende des Kleingartenvereins Krefeld-Süd, mit (noch) 205 Parzellen der größte in Krefeld. Sieben Neubauten der Hochschule Niederrhein werden den Verein ziemlich schrumpfen lassen. Den Beamten ärgert die bisherige Informationspolitik. Seit sieben Jahren ist Giebels im Fischelner Team des Bezirksdienstes. Zehn Jahre lang hat er in der Einsatzleitstelle im Präsidium gearbeitet, davor 13 Jahre Streifendienst im früheren Schutzbereich West (heute Polizeiwache West) abgeleistet. Seit 1980 wohnt der gebürtige Mönchengladbacher in Krefeld.

Erst seit drei Jahren im Team Fischeln ist Harald Peerebooms. Er ist wie sein Forstwalder Kollege Ingolf Janke ein Globetrotter, der in den letzten Jahren allerdings Städtetrips in Europa der ganz weiten Ferne vorzieht: Lissabon, Rom und so weiter.

In den dichtbesiedelten Quartieren der Bezirke zwischen Bahn und Stadtgrenze Meerbusch bringen Peerebooms und seine Kollegen pro Jahr "schon ein paar hundert Haftbefehle" an den Mann oder die Frau.

Peerebooms stammt aus Duisburg, ist seit 21 Jahren in Krefeld. Vor dem fünfjährigen Bezirksdienst in der Bahnhofsgegend war der Oberkommissar 13 Jahre lang im Wach- und Wechseldienst in Krefeld - zusammen mit seinen Kollegen Armin Giebels und Klaus Stoffels. Man kennt sich bestens. "Sie können sich denken, mancher Scherz grenzt da schon an Mobbing", grinst Klaus Stoffels. Und alle grinsen mit.

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