Bäckerei Nethen: Torten und Fanpost krönen den Bäckeralltag

Vor zwölf Jahren hat sich die Bäckerei Nethen am Albrechtplatz auf die süßen Kuchen spezialisiert und ist damit erfolgreich.

Mitte. Ihre Mutter hat immer gesagt sie dürfe jeden heiraten, nur keinen Bäcker. Doch genau das hat Maria-Elisabeth Nethen getan. Und so kam es, dass sie 1976 mit ihrem Mann Paul die Bäckerei Nethen am Albrechtplatz 20 eröffnete. Bis zum Jahr 2000 lief dort alles wie in jedem traditionellen Bäckereibetrieb, doch dann kam die Wende.

„Wir hatten sehr an den Brot- und Brötchenpreisen zu knapsen, unser Einkommen ist durch die vielen Backwerke und Ketten stark gesunken“, erzählt Maria-Elisabeth Nethen. „Da haben wir beschlossen, dass wir eine Nische für uns finden müssen.“ Die Nethens spezialisierten sich auf Torten, schließlich hat Paul Nethen neben der Bäcker- auch eine Konditorenausbildung.

Heute wundert sich die Familie nach eigenen Angaben manchmal selbst, wie gut das Geschäft seither läuft. „Das übertrifft alle unsere Erwartungen“, sagt das Ehepaar und lächelt. Die normalen Backwaren, die die Nethens weiterhin in einem „gestrafften Programm“ anbieten, machen mittlerweile nur noch ein Viertel der Gesamtproduktion aus. „Der Backwarenumsatz stagniert seit Jahren, da tut sich nichts mehr“, erklärt Maria-Elisabeth Nethen.

Bei den Torten könnten sie sich vor Anfragen dagegen kaum retten. Gerade erst haben sie die Bäckerei um einen neuen Ausstellungsraum ergänzt. Die „Traumtortengalerie“ soll Raum für Beratungen in ruhiger Atmosphäre bieten und einen Blick auf möglichst viele verschiedene Modelle ermöglichen.

Wie gut es mit den Torten läuft, belegen Statistiken, die die Nethens führen. „Angefangen haben wir mit 54 Hochzeitstorten im Jahr 2000. Mittlerweile machen wir 250 bis 300 pro Jahr“, erzählt Paul Nethen. Dazu kommen Geburtstagstorten, Event- und Firmentorten und Kreationen für Taufen, Kommunionen und Konfirmationen. „Pro Woche machen wir im Durchschnitt 40 bis 50 Torten“, sagt Paul Nethen und fügt stolz hinzu: „Der Rekord liegt bei 93 in einer Woche!“ Diese Zahl steht auf einer großen Tafel in der Backstube — um die Mitarbeiter immer weiter zu motivieren.

Sieben Leute arbeiten in der Backstube, eingesetzt werden sie aber zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Um drei Uhr nachts beginnt die Produktion der „normalen“ Backwaren, von sieben bis mindestens 15 Uhr geht es dann mit den Torten weiter. Dabei arbeiten alle Familienmitglieder Hand in Hand: Während Mutter Maria-Elisabeth sich um Beratung, Verkauf, Büro und Auslieferungen kümmert, stehen Vater und Tochter gemeinsam in der Backstube.

Paul Nethen backt alles: Brote, Brötchen, Teilchen und auch Torten. Das Herz von Christina Nethen schlägt dagegen nur für die zum Teil mehrstöckigen Unikate, die sie gerne kreativ gestaltet. Die 26-Jährige hat im elterlichen Betrieb ihre Ausbildung zur Konditorin gemacht und wird den Betrieb irgendwann einmal übernehmen. „Ich liebe es, dass wir dauernd andere Torten machen und damit immer wieder vor neuen Herausforderungen stehen“, sagt sie. Das Tollste sei aber, „dass wir unser Geld damit verdienen, Leute glücklich zu machen“. Oft bekämen sie Briefe, E-Mails und Karten des Dankes für ihre Kreationen. „Wir nennen das Fanpost“, sagt Maria-Elisabeth Nethen und grinst. „Diese Resonanz ist das Schöne an dem Geschäft. Als Bäcker hören sie sicher nicht ,Na, Sie haben aber ein leckeres belegtes Brötchen’.“

Die Nethens sind nach eigenen Angaben der VW unter den Tortenherstellern: „Bei uns kriegt man Torten von 100 bis 1000 Euro, da ist für jeden etwas dabei.“ Die Konditorei liefert bis nach Duisburg und Düsseldorf aus und ist auf vielen Hochzeitsmessen regelmäßig vertreten. Für die Zukunft haben die Nethens noch große Pläne: Dafür wollen sie bald einen extra Konditorraum außerhalb der Backstube einrichten. „Manchmal denken wir selber: Wow, was haben wir für ein Glück, dass wir auf Torten gesetzt haben“, erzählen Mutter, Vater und Tochter.

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