Gottesdienste zu laut? - Anwohner beschweren sich

Eine christliche und eine muslimische Gemeinde sorgen für Unmut im Viertel rund um die Sprödentalstraße.

Gottesdienste zu laut? - Anwohner beschweren sich
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. 200 Stimmen, eine Orgel und ein Schlagzeug lobpreisen den Herrn — „da geht die Post ab!“, sagt Rudi Pohl lachend. Um dann etwas zerknirscht einzuräumen, dass diese göttliche Ekstase auch aus der Kirche hinausschwappe: „Ja, manchmal wird es laut.“

Pohl ist Pastor bei der freikirchlichen Gemeinde Himmelstür an der Hardenbergstraße. Jeden Sonntag von 16 bis 18.30 Uhr wird dort Gottesdienst gefeiert. Und von dem fühlen sich viele Anwohner gestört — zu laut. Pohl hat Verständnis für diesbezügliche Beschwerden: „Uns tut das wirklich leid.“ Er betont aber auch, dass er mittlerweile Lärmschutzmaßnahmen eingeleitet habe: „Früher hatten wir immer die Fenster auf, mittlerweile sind die alle zu.“ Diese Form der Rücksichtnahme würde den Anwohnern aber nicht genügen: „Die wollen uns hier raushaben.“ Und da die Gemeinde Himmelstür zu einem großen Teil aus Sinti und Roma besteht, vermutet Pohl als eigentlichen Grund für diese rigorose Forderung mindestens Ressentiments, vielleicht sogar Rassismus.

Anwohnerin Rita Lübbars hat zu spüren bekommen, dass einige Gemeindemitglieder den Anwohnern in der Tat Rassismus vorwerfen: Als sie sich über die Lautstärke beschwert hat, sei sie als „Nazi-Schlampe“ beschimpft worden. Und Anwohner Horst Ermentrud berichtet, dass er nach seiner Bitte um Senkung der Lautstärke zu hören bekommen habe: „Das ist Gottesmusik — dafür solltet ihr euch interessieren!“ Georg Meurers, ebenfalls Anwohner und Mitglied im Bürgerverein Ost, gibt sich daher kompromisslos: „Die sollen ausziehen!“

Aber nicht nur die Gemeinde Himmelstür wird von einigen Anwohnern als störend empfunden; das gilt auch für die Haci-Bayram-Veli-Moschee an der Sprödentalstraße. Die Vorwürfe sind ähnlich, auch hier geht es vor allem um Lärmbelästigung. Anwohnerin Theresia Wolter etwa sagt: „Auf der Terrasse zu sitzen, ist nicht möglich, weil es an der Moschee immer so laut ist.“

Suat Uluda , dem Vorsitzende´n des Moscheevereins, sind derartige Beschwerden bekannt. Er räumt sogar ein, dass sie nicht gänzlich unbegründet seien: „Hin und wieder kann es etwas lauter werden — vor allem während des Ramadans.“ Er bestreitet aber, dass es das ganze Jahr über zu Lärmbelästigungen komme. Außerdem wirft er den Anwohnern vor, ihrerseits wenig für eine gute Nachbarschaft zu tun: „Wir laden sie immer ein — zum Fastenbrechen, zum Tag der offenen Moschee; aber keiner kommt.“

Die Verwaltung der Stadt Krefeld weiß um die schlechte Stimmung im Viertel — einige Anwohner hatten sich schriftlich an Oberbürgermeister Gregor Kathstede gewandt, um sich über die dortigen Zustände zu beschweren. Der wiederum versprach in seinem Antwortschreiben, die Lage prüfen zu lassen.

Und Wolfgang Weidner, Pressesprecher der Polizei, gibt an, dass es im Jahr 2014 bei der Haci-Bayram-Veli-Moschee zu keinem und bei der Gemeinde Himmelstür zu vier Einsätzen wegen Ruhestörung gekommen sei. Insgesamt lautet sein Fazit, dass „die dortige Ecke nicht als Hotspot in Sachen Ruhestörung“ zu bezeichnen sei.

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