Ist das Haus Blumenthal noch zu retten?

Zwist unter den Besitzern. Nun steht die Zwangsvollstreckung am 23. März an.

Ist das Haus Blumenthal noch zu retten?
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Jecke Zick“, tolle Zeiten im Karneval, kündigt Dennis Rogowsky für seinen „Odeon-Tanzpalast“ im Haus Blumenthal an. Danach aber könnte der Katzenjammer folgen. Denn für den 23. März um 9 Uhr im Saal 130 hat das Amtsgericht die Zwangsvollstreckung des Objekts an der Moerser Straße 40 anberaumt. Dennoch gibt es berechtigte Chancen, dass das Haus in der bisherigen Form weitergeführt werden kann.

Seit 2010 ist Rogowsky Pächter des Odeon, das kürzlich 20 Jahre alt wurde und 400 Personen Platz bietet. Er hat einen Pachtvertrag, der noch sechs Jahre läuft. „Ich hoffe natürlich, dass wir eine Chance zum Weitermachen erhalten“, sagte Rogowsky gegenüber der WZ. Neben dem Odeon ist seit 1997 auch die Tanzschule Haase-Türk im Haus Blumenthal zu finden. Geschäftsführer sind laut Homepage Sabine und Guido Priedigkeit sowie Christiane Reckin.

Bereits im Oktober 2013 sollte das Gebäude unter den Hammer kommen. Die Niebergall-Tillen Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) hat das Jugendstilbauwerk aus dem 19. Jahrhundert damals von Rainer Heithecker erworben. Fred Niebergall, der lange Jahre das „Picnic“ auf der St.-Anton-Straße geführt hatte, wollte die Gastronomie im Haus beleben - und freitags sowie samstags einen neuen Treff als Bistro „Freddies“ für Nachtschwärmer anbieten. Das scheitere jedoch an den Einsprüchen der Mitpächter, die sich gegen die Konkurrenz im eigenen Haus wehrten.

Niebergalls Geschäftspartnerin Susanne Tillen ist die Tochter von Rainer Heithecker, der Haus Blumenthal vor fast genau 20 Jahren kaufte. In den Um- und Neubau des Tanzpalastes Odeon steckte er mehrere Millionen D-Mark. Heithecker stieg in den 70er-Jahren mit der Uerdinger Gaststätte „Troedel-Markt“ ins Gastronomiegeschäft ein. Er war danach im „Westside“ auf der St.-Anton-Straße In- oder Teilhaber, im „Flash“ in der Königsburg, im „KK-Center“ in Kempen und im „Oberbayern“ in Düsseldorf, ehe er Haus Blumenthal erwarb und das „Odeon“ etablierte.

Seit 2014 laufen Gespräche zwischen den Beteiligten der GbR nach Niebergalls Aussage nur noch per Anwalt. In der GbR gab es offensichtlich ernsthafte Konflikte. Denn der Gerichtstermin dient „der Zwangsvollstreckung zum Zwecke der Aufhebung der Gemeinschaft“. Zudem hat Susanne Tillen, nach Aussagen ihre Vaters, erhebliche finanzielle Forderungen an Niebergall, die sie gerichtlich einklagen will.

Das Verfahren im März, so Rainer Heithecker gegenüber der WZ, habe vor allem das Ziel, die Gemeinschaft zu beenden. „Das hat aber keine Auswirkungen auf die gültigen Pachtverträge mit dem Odeon oder der Tanzschule.“ Am 23. März werde seine Tochter in der Zwangsvollstreckung mit dem Ziel des Erwerbs mitbieten, kündigte Heithecker an. Allerdings wollten sich auch Interessenten um Fred Niebergall in das Verfahren einschalten.

Das Haus besteht aus einem Tanzlokal, einem Restaurant mit Biergarten, einer Tanzschule, einer Pächterwohnung und fünf Kegelbahnen sowie einem dazugehörigen Parkplatz mit etwa 68 Stellplätzen. Die Nutz- und Wohnfläche (Pächterwohnung) wird mit insgesamt: 2635 Quadratmetern angegeben. Den Verkehrswert für Gebäude und Grundstück (3300 Quadratmeter) beziffert das Gericht mit 1,44 Millionen Euro einschließlich 30 000 Euro Inventar. Die jährlichen Mieteinnahmen liegen bei rund 160 000 Euro.

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