Mit Queue und Köpfchen an die Weltspitze

Der 17-jährige Tom Löwe hofft, bald Profi zu werden. Die deutsche U17-Hoffnung tritt für BGRW Krefeld an.

Mit Queue und Köpfchen an die Weltspitze
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Er ist gerade einmal 17 Jahre alt, und schon lasten die Hoffnungen des deutschen Billardsports auf seinen Schultern. Für die Billard-Gesellschaft Rot-Weiss Krefeld (BGRW) spielt Tom Löwe Karambolage in der Oberliga, Dreiband. Daneben ist der Gymnasiast auch noch Deutscher U17-Meister und Vize-Europameister. Und hat damit in Deutschland trotz aller Erfolge beste Aussichten, von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen zu werden.

Denn Billard ist ein aussterbender Sport. Das Image ist nicht das Beste. Viele denken immer noch zuerst an verrauchte Hinterzimmer, in denen bierbäuchige Männer eine ruhige Kugel spielen. Löwe stört das nicht. „Kneipensport? Das ist eine Assoziation von Leuten, die keine Ahnung von Billard haben.“

Vielmehr sei es eine Kombination aus Konzentration, Geschicklichkeit und mathematischem Denken, fasst Löwe seine Leidenschaft in einem Satz zusammen. Tom ist ein ruhiger junger Mann, der lieber schüchtern lächelt, als einmal laut zu lachen. Wenn er an den Billardtisch tritt, wird er sogar noch ruhiger. „Man muss wissen, wie man den Ball treffen muss, wie er die Bande richtig berührt, um die Kugel zu treffen.“

Früher gab es allein in Krefeld 20 bis 30 Vereine. Heute sind es vielleicht noch eine Handvoll. Auch die BGRW ist ein Zusammenschluss von sieben Billardvereinen. Zwei kleine Billardtische, vier große und vier Pool-Tische stehen in der ersten Etage des Geschäftshauses an der Uerdinger Straße, in dem es übrigens nach der Waschküche im Erdgeschoss riecht und nicht nach Kippe.

Tom Löwes Leidenschaft begann, als er vier Jahre alt war und sein Vater ihn zum ersten Mal mit zum Billard nahm. „Einen Hocker brauchte er, um über die Tischkante zu gucken“, erinnert sich Vater Roland stolz. Wenn alles gut läuft, kann sein Sohn in ein paar Jahren vom Billard leben. „Natürlich will ich Profi werden“, sagt er. Die Top fünf der Welt könne sehr gut davon leben, der Rest der Top 30 kann zumindest irgendwie damit über die Runden kommen. Und natürlich will Tom sehr gut davon leben können.

Dafür trainiert er hart. Dreimal die Woche während der Saison, dazu kommen die Spiele in der Oberliga (18) und der holländischen 2. Divisie (20), Turniere und Meisterschaften. Allerdings funktioniert die Jugendarbeit in Deutschland eher informell. Einmal im Monat trainiert er privat mit Martin Horn — dem besten deutschen Spieler — in Essen, einmal in der Woche mit Torsten Frings, dem besten Spieler Krefelds. Viel Zeit zum Rumhängen mit Freunden bleibt da nicht. „Ich vermisse es aber auch nicht allzu sehr“, sagt er.

Trotz allem, Löwe bleibt Realist. „Niemand weiß, wie sich unser Sport in Zukunft entwickeln wird.“ Vielleicht interessiert sich bald niemand mehr für Billard, vielleicht wird der Sport aber auch unglaublich populär. Aber bevor ein Mann aus Leimen Wimbledon gewann, hatte Tennis in Deutschland auch nur eine geringfügig höhere Einschaltquote als das Testbild. Was dann geschah, ist Legende. Vielleicht ist Tom Löwe ja genau dieser Mann für das Billard.

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