Infraschall-Opfer: "Es ist nicht mehr auszuhalten"

Ein Ehepaar leidet immens unter dem Infraschall, der von Siempelkamp zu kommen scheint.

Infraschall-Opfer: "Es ist nicht mehr auszuhalten"
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Karin Scheer (70) und ihr sieben Jahre älterer Mann Karl-Heinz wohnen seit 49 Jahren an der Hülser Straße. Ihr Wohnhaus liegt nur knapp 300 Meter entfernt von der Gießerei von Siempelkamp. Das Ehepaar ist verzweifelt. Seit einem Jahr werden sie von den Wirkungen des sogenannten Infraschalls gequält (die WZ berichtete). Sie überlegen jetzt fortzuziehen. Der „unhörbare Schall“ malträtiere sie körperlich und psychisch. „Wir können nicht mehr. Wir sind am Ende. Es ist nicht mehr auszuhalten“, klagt Karin Scheer unter Tränen.

Die Schallwellen im Bereich von 16 Hertz verursachen bei Menschen ein mysteriöses Kribbeln, Druck und Vibrationen. Ohrendruck sowie Angst- und Unsicherheitsgefühle sind die Folgen.

Mitten in der Nacht flüchten die Scheers manchmal und fahren mit den Fahrrädern nach Hüls, um am dortigen Marktplatz erleichtert aufzuatmen. Oder sie weichen zu ihrer Schwester nach Rumeln-Kaldenhausen aus.

Im Januar hatte Siempelkamp Professor Frank Kameier von der Fachhochschule Düsseldorf mit Untersuchungen beauftragt. Er vermutet die Ursachen in einer kleineren Halle der Gießerei. Messungen und Umbauten auf dem Firmengelände und in der Wohnung der Scheers brachten bisher jedoch keine Erkenntnisse. Derzeit erstellt Kameier ein Rechenmodell zum Dach der Halle.

Aufgegriffen wird das Thema auch im jüngsten „Inrath-Report“ des dortigen Bürgervereins. Dort wird festgestellt: „Die Wahrscheinlichkeit, dass es mehrere Einflussgrößen gibt, ist nicht auszuschließen.“

Auch Unternehmenssprecher Ralf Griesche hat Zweifel, ob die Quelle tatsächlich in der betreffenden Halle zu finden ist. „Wir hoffen, dass Professor Kameier mit seiner These recht hat.“ Dieser wolle bis etwa Mitte April neue Ergebnisse vorlegen. Griesche: „Wir haben bisher viel in die Untersuchungen investiert. Wir werden jetzt aber auch Kontakt mit den Stadtwerken aufnehmen, um nach möglichen anderen Quellen zu suchen.“

Ähnliche Erfahrungsberichte liegen der WZ auch von der Erlenweinstraße in Uerdingen, der Industriestraße im Nordwesten der Stadt und einem anderen Bereich der Hülser Straße vor. Sie alle befinden sich im nahen Bereich größerer industrieller Betriebe.

Das Ehepaar Scheer und andere Betroffene haben sich bisher vergeblich an die Stadt sowie die Behörden in Düsseldorf gewandt.

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