Russlanddeutsche finden neues Zuhause in der Marienburg

„Die Lustigen Alten“ treffen sich mit Hilfe der Caritas einmal in der Woche im Jugendheim an der Inrather Straße.

Krefeld. Sie kommen aus den früheren Sowjetrepubliken Kasachstan, Usbekistan, aus Tadschikistan, Kirgisien oder Sibirien. Dorthin wurden sie nach dem Überfall Hitler-Deutschlands 1941 auf die Sowjetunion von Stalin aus ihren Siedlungsgebieten an der Wolga, der Ukraine oder der Krim (siehe Kasten) deportiert. Im Caritas-Jugendheim „Marienburg“ an der Inrather Straße haben sie einen Treffpunkt gefunden.

Das gute Dutzend älterer Menschen, die in ihrem Leben oft vertrieben, misshandelt und erniedrigt wurden, hat dort eine neue Heimat gefunden. Jeden Donnerstag trifft sich der Kreis, der sich heute „Das lustige Alter“ nennt. Lange war ihr Treffpunkt das städtische Übergangsheim am Siemesdyk (die WZ berichtete). Wegen der steigenden Flüchtlingszahlen mussten sie dieses Domizil jedoch im vergangenen Herbst aufgeben.

„Wir sind glücklich, dass wir hier ein neues Zuhause gefunden haben“, sagt die 71 Jahre alte Elisabeth Piskunow, die mit ihrem russischen Ehemann Nikolai und zwei Kindern 1999 aus Karaganda in Kasachstan in die Bundesrepublik übersiedelte. Ihre Eltern waren während des Krieges als Zwangsarbeiter hier. Sohn Alexej arbeitet als Elekroniker, Tochter Irina ist Büroangestellte.

Das erste gemeinsame Unternehmen mit den jungen Besuchern der Marienburg steht unter dem Motto „Zu Tisch mit Gott und der Welt“, des katholischen Bistums Aachen. Dabei aber, so das Ehepaar Piskunow, soll es nicht bleiben. „Wir werden auch gemeinsame Ausflüge mit den Kindern und Jugendlichen machen. Im Sommer fahren wir zum Beispiel in den Aqua-Zoo nach Düsseldorf.“

Olga Klaus ist noch nicht ganz 40. Sie ist das „Nesthäkchen“ des Treffs. Sie kommt aus Aktau (früher Schewtschenko), einer Stadt in der Wüste Mangyschlak am Kaspischen Meer. Sie hat an der Hochschule in Kasachstan Musik studiert.

Ehrenamtlich spielt Klaus heute in der Tagesbetreuung für Demenzkranke klassisches Klavier. Obwohl sie erst seit 2004 in Deutschland lebt, hat sie sich bereits glänzend in die Gesellschaft eingelebt. In der Gruppe der „Lustigen Alten“ ist sie der „Rukowoditel“, die Chefin.

Sie ist auch froh über die Lösung, die die Caritas angeboten hat. „Es ist sehr wichtig für uns, dass wir uns regelmäßig treffen, miteinander reden und unsere Erfahrungen austauschen können.“

Dankbar seien die „Lustigen Alten“ auch der Leiterin der Marienburg gegenüber, Gloria Schloeßer. Olga Klaus: „Sie hat sich sehr für uns eingesetzt. Und sie fördert das Projekt des Miteinanders von mehreren Generationen.“

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