Krefeld-Oppum Anwohner klagen: „Es ist die Hölle!“

Beim WZ-Mobil an der Glindholzstraße diskutierten viele besorgte Bürger. Es sei zu eng. Nicht alle sind für Tempo 30.

Krefeld-Oppum: Anwohner klagen: „Es ist die Hölle!“
Foto: Friedhelm Reimann

Krefeld. Die Anlieger der Glindholzstraße strömen geradezu zum WZ-Mobil, um sich Sorgen, Ängste und Bedenken von der Seele zu reden. Nachdem die Bauarbeiten beendet und die Straße geöffnet seien, rasten die Autofahrer von der Berliner Straße in Richtung Glockenspitz und gefährdeten die Anwohner — besonders die kleinen, erklären die meisten der vielen Besucher.

Krefeld-Oppum: Anwohner klagen: „Es ist die Hölle!“
Foto: Dirk Jochmann

Ina Szabo plädiert „sehr“ für eine Tempo-30-Zone zwischen Berliner Straße und Glockenspitz. „Wenn die Autofahrer von der A 57 kommen und nach links in die Glindholzstraße einbiegen, haben sie eine Sekunde eher Grün als der Gegenverkehr. Das wissen sie und geben Vollgas. Es kam dadurch schon zu gefährlichen Situationen mit den Kindern. Ich habe zwei Kinder im Alter von vier und sieben Jahren und zwei Pflegekinder, die acht und neun Jahre alt sind. Ich musste sie schon vorwärts schubsen, damit sie nicht von einem Auto angefahren werden — trotz Warnwesten.“

Janine Dünwald sammelte in den letzten Tagen über 130 Unterschriften aus rund 50 Haushalten für Tempo 30. „Auch Anwohner aus umliegenden Straßen haben unterschrieben“, sagt sie. Auch findet sie, dass das Schild, dass Lkw nicht durchfahren dürfen, erneuert werden sollte. „Es wird leicht übersehen, da es schon ganz verblasst ist.“

Familie Kother lebt seit über 50 Jahren in der Straße und hat sich seinerzeit starkgemacht für das Lkw-Verbot. „Trotzdem fahren viele Laster durch. Da hat sich einiges geändert. Erst in den letzten Jahren hat der Verkehr so zugenommen“, erzählt Werner Kother. „Die Leute sollen lieber die Buddestraße nutzen“, meint er. Magdalene Kother stimmt ihm zu. „Wenn Auto- und Lkw-Fahrer so rasen, sind Mensch und Tier in Gefahr“, sagt sie.

Vor allem zu viele Lkw quetschen sich durch die enge Straße, findet Günther Kother. „Es wurden schon viele Außenspiegel abgefahren — ich hatte bisher noch Glück“, sagt er. „Ich habe mit meiner Firma selbst große Fahrzeuge. Wenn man langsam unterwegs ist, passiert nichts.“ Daher unterstützt er die Aktion für Tempo 30.

Viktoria Nauen hat Angst um ihre Kinder, die mit dem Fahrrad zur Schule fahren. „Radfahrer werden schnell übersehen — gerade in der dunklen Jahreszeit“, sagt sie. „Wenn die Autofahrer langsamer sind, sehen sie auch mehr.“ Oliver Nauen hat gleich noch einen Vorschlag: die Glindholzstraße zur Einbahnstraße machen. „Damit kann man all diejenigen, die schnell zur Autobahn rasen, auf eine andere Route schicken.“

„Wir unterstützen die Bitte um eine 30er Zone, da wir auch die bisherigen Probleme erleben“, schreibt Elisabeth Haslach, die in der Straße wohnt. „Man fährt nahezu blind aus der Garagenausfahrt bis zur Mitte der Straße und hofft, dass gerade dann hoffentlich kein Auto angebraust kommt“, erzählt sie. Auch die nahe Ampel rege viele Fahrer dazu an, noch mal auf das Gaspedal zu drücken.

„Es gibt auch noch eine andere Meinung“, sagt Sabine Ross, eine Anwohnerin. „Die Glindholzstraße ist nun mal eine Durchfahrtsstraße — da ist Tempo 50 angemessen.“ Es gebe in den Parallelstraßen rundherum nur Tempo 30. „Aber irgendwo müssen die Leute ja auch fahren dürfen, wenn sie von Bundesstraße und Autobahn kommen.“ Es brauche eine Verkehrsader zwischen den Stadtteilen. Sie selber sei genervt davon, wenn kein Verkehr sei und sie trotzdem langsam fahren müsse.

Sigrun Winkler dagegen meint: „Wenn die Autofahrer mit 100 Sachen von der Autobahn kommen, können wir nur springen. Es ist lebensgefährlich, es ist keine Katastrophe, es ist die Hölle.“

Günter Schulze möchte die Tempo-30-Zone am liebsten von der Glockenspitz bis zum Rathaus Bockum eingerichtet haben. „Rechts und links parken hier die Autos und die Kinder müssen mit dem Fahrrad durch.“ Er hat bereits vor 30 Jahren die Polizei auf die Geschwindigkeitsübertretungen aufmerksam gemacht. „Ich hatte keine Chance.“

Beschwert hat sich Marlies Scheele ebenfalls. „Auch schon vor Jahren“, erklärt sie. „Wir sollten damals wechselseitig parken, um die Autofahrer zu langsamerem Fahren zu bewegen, hieß es. Das Fazit: Abgefahrene Spiegel und mein Auto, das bei einem Unfall auf die nächste Parkbucht verschoben wurde.“ Sie kann nicht verstehen, warum es hier kein Tempo 30 geben kann; an der Buddestraße funktioniere es doch auch.

Mario Goris ist Vater von zwei Kindern, die sechs und 15 Jahre alt sind. „Besonders an den Schulbus-Haltestellen gibt es oft brenzlige Situationen“, erklärt er. „Während der Baustellen-Zeit gab es gar keinen Verkehr und nun so viel. Eine Tempo-30-Zone ist angebracht.“ Das sieht Matthias Bovenschen genauso: „Hier geht nur Tempo 30, um etwas zu ändern.“ Er schlägt zudem ein Parkverbot auf der Glindholzstraße in Richtung Bockum vor. „Der Bus kommt oftmals nicht durch.“

Um die Kinder sorgt sich auch Hans Stenders. „Sie spielen vor den Garagen, das ist bei den schnellen Autos sehr gefährlich.“ Er sieht auch Probleme für ältere Leute. Manfred Schwiercz ist dreimal täglich mit Hund Maggi unterwegs. „Wenn wir die Straße überqueren, müssen wir ziemlich aufpassen“, sagt er.

Erika und Hermann Klaßen wünschen sich eine größere Präsenz der Polizei. „Es hält sich doch keiner an die vorgeschriebenen Geschwindigkeiten. Da muss besser kontrolliert werden. Die Radarwagen stehen nur an der Berliner Straße, wo es keinen Spielplatz, keine Kita und keine Schule gibt. Das ist reine Abzocke. Sie sollten lieber in Zonen aufpassen, wo es den Menschen nutzt.“ Irmgard Schaberg kann von einem Unfall berichten: „Ich bin ganz langsam aus der Garageneinfahrt gerollt, als ich von einem schnellen Wagen angefahren wurde. Natürlich hatte ich Schuld, musste zahlen, wurde von der Versicherung höher gestuft.“ Sie bemängelt auch, dass Lastwagen die die Glindholzstraße passieren, obwohl sie es nicht dürfen.

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