Gütiger Kurfürst sorgt für Streit in Linn

Die Vereine wollen eine Statue am Museum aufstellen. Doch es gibt Widerstand.

Krefeld. Linn bekommt wieder einen Kurfürsten. Der gütige Herrscher ist aus Bronze und soll noch vor Weihnachten am Haupteingang des Museums Burg Linn aufgestellt werden. Er blickt auf ein Modell des Städtchens hinunter, wie es im Jahr 1650 war.

Doch die Idylle trügt: Im Kulturbereich regt sich vorab Kritik an der Statue. „So geht das auf gar keinen Fall“, sagt Hans-Peter Kreuzberg, CDU-Politiker und Vorsitzender des Kulturausschusses. Er beruft sich auf eine städtische Richtlinie aus dem Jahr 1986. Demnach muss vor der Errichtung eines Denkmals das Gremium „Kunst im öffentlichen Raum“ gehört werden, dem Experten aus der Kunstszene angehören. „Ihre Aufgabe besteht darin, den Blick auf das Kriterium Qualität zu lenken“, sagt Kreuzberg.

Für die Arbeitsgemeinschaft Flachsmarkt, die das Kunstwerk spenden möchte, kommt der Einwand überraschend. Schließlich investieren die angeschlossenen Linner Vereine einen sechsstelligen Betrag in den Kurfürsten und das Linner Stadtmodell. „Es ist der Gewinn aus der vergangenen Veranstaltung“, sagt Helmer Raitz von Frentz, der Organisator des historischen Marktes. „Wir führen das Geld stets sozialen oder kulturellen Zwecken zu.“

In diesem Fall hat die Arbeitsgemeinschaft dem Linner Museumschef Christoph Reichmann die Statue als Geschenk angeboten. Über ihn wurde ein Bauantrag bei der Stadt gestellt. „Uns liegt eine schriftliche Genehmigung des Fachbereichs Tiefbau vor“, erklärt Reitz von Frentz.

Entsprechend haben die vorbereitenden Arbeiten bereits begonnen. Im Eingangsbereich unter der Linde wird derzeit eine kleine Mauer errichtet, auf der bald der Kurfürst sitzen soll — es handelt sich um Clemens August (1700-1761). „Passanten können sich neben ihn setzen und ihn in den Arm nehmen“, sagt Reitz von Frentz. „Ein schönes Fotomotiv.“

An der gleichen Stelle sollen künftig auch die beliebten Linner Stadtführungen beginnen. In dieser Hinsicht sieht Reichmann gerade das Modell als Bereicherung: „Man kann sich dort versammeln und Dinge erklären.“

Obwohl die Arbeiten längst begonnen haben und die Statuen gegossen sind, will Hans-Peter Kreuzberg sich nicht vor vollendete Tatsachen stellen lassen. Für ihn ist das auch eine Grundsatzfrage, die zuletzt 2003/04 heftig diskutiert wurde. Damals wollte der Verkehrsverein am Behnisch-Haus eine Edelstahlkrawatte aufstellen. Auch andernorts mehrten sich Zeugnisse des „wütenden Spenderwillens“, wie die WZ schrieb.

Damals wurde ausdrücklich beschlossen, zum Schutz des Stadtbildes auch dem geschenkten Gaul gründlich ins Maul zu schauen. „Eine Spende darf kein Freibrief sein, alles Mögliche aufstellen zu dürfen“, sagt Kreuzberg. Er hofft, das Gremium mit Kunstexperten noch kurzfristig einberufen zu können.

Das schlägt auch Kulturdezernent Gregor Micus vor: „Das Gremium sollte ein Wort mitzureden haben.“ Dass die Arbeiten nun schon begonnen haben, kommt für ihn überraschend: „Ich bin davon ausgegangen, dass bis zur Entscheidung nichts passiert.“ Als Wertung über das Kunstwerk will der Dezernent das nicht verstanden wissen: „Mir geht es nur um ein sauberes Prozedere.“

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