Brauchtum Linn: Junger König für das älteste Schützenfest

Das Schützenfest im Schatten der Burg folgt einer festen Tradition. Seine Majestät muss die Rebellen bezwingen.

Brauchtum: Linn: Junger König für das älteste Schützenfest
Foto: Foncken

Krefeld. Nach drei Jahren hat auch der zackigste Schütze verlernt, in Reih und Glied zu marschieren. Die Linner Brüder üben es deshalb seit Wochen im offenen und geheimen Raum. Damit zur großen Parade und vor den Augen des Königs beim Linner Burg-, Heimat- und Trachtenfest alles klappt, treffen sich die insgesamt rund 400 Männer der einzelnen Kompanien noch einmal zur Generalprobe am Donnerstag um 18 Uhr.

„Es ist das mit Abstand älteste Schützenfest in Krefeld“, berichtet Robert Strumpen, der Vorsitzende des 627 Jahre alten Linner Schützenvereins, nicht ohne Stolz. „Es findet nur alle drei Jahre statt und jetzt wieder vom 8. bis zum 11. August. Sein Ablauf folgt einer uralten Tradition, die sich seit Jahrzehnten kaum verändert hat. Dieser beschreibt den viertägigen Besuch des Königs und seines Hofstaates in der Garnisonsstadt Linn.“

Damit alle Linner kommen, wird der Ortsbüttel am Freitag die Neuigkeit verkünden. Dann werden auch die etwa 50 000 Papierröschen an den Hecken angebracht und die Häuser gefegt sein.

Jetzt macht sich der junge König Errol I. auf den Weg, um seine Landesteile zu besuchen und seine Untertanen kennenzulernen. Am Samstag kommt er nachmittags in Linn an. Gemeinsam mit der Bevölkerung führt ihn sein erster Gang zum Friedhof, wo er den Gefallenen und Verstorbenen die letzte Ehre erweist.

Anschließend zieht der König in Begleitung seines Hofstaates, großer Teile der Bevölkerung und unter Bewachung durch das Bataillon in die Vorburg. „Die historischen Gruppen kommen ihm aus der Burg entgegengezogen, empfangen und begrüßen ihn. Der Kurfürst übergibt als Hausherr den Burgschlüssel und damit das Hausrecht an seine Majestät. Abends werden Bevölkerung und Bataillon zu einem Begrüßungsfest auf die Festwiese geladen.“

Der Sonntag sieht den großen historischen Festzug ab 15.10 Uhr auf der Königsberger Straße. Danach ziehen alle Beteiligten zum Burggelände auf den kleinen Lindenberg. „Dort wird zu Ehren seiner Majestät der große Zapfenstreich gespielt“, erzählt Strumpen. Am Abend steigt der Galaball.

Am Montagmorgen wird es heikel. Im Zelt erwarten seine Majestät nicht nur fröhlich gestimmte Untertanen, sondern auch unzufriedene. Es gibt Widerstand. Sofort werden aufrührerische Reden geschwungen und schließlich unannehmbare Forderungen an den König gestellt. Der weist sie zurück und die Aufrührer verlassen wütend das Fest.

Beim Umzug am Mittag kommt es zum Eklat. Viele Untertanen verweigern dem Regenten den Gruß. Seine Majestät lässt sich jedoch davon nicht beeindrucken. Als er mit seinem Hofstaat wie gewohnt die Parade abnehmen will, nehmen die Rebellen die Königin gefangen, entführen sie umgehend auf die Burg und verschanzen sich dort.

Das ist offene Rebellion. Natürlich setzt der König nun alles daran, die Burg zu erstürmen und seine Königin zu befreien. Er zieht mit dem königstreuen Rest des Bataillons vor die Burg und es kommt zu erbitterten Kämpfen. Am Ende werden — wie immer — die Rebellen besiegt und zur Kapitulation gezwungen. Der Rebellengeneral muss die Königin freilassen und der König begnadigt in seiner Güte die Aufrührer abends im Zelt.

Dienstagmorgen wird dann der König wieder überall freundlich empfangen.

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