Projekt an der Realschule Oppum: Die Flöte als Mini-Integrationsinstrument

An der Realschule Oppum bekommen alle Fünft- und Sechstklässler eine Flöte — so können sie Erlerntes direkt anwenden.

Krefeld-Oppum. „H-e-g-g-e-e-c-c-h-h-g-cis“, Frank Becker gibt die Töne vor und alle Flöten stimmen gemeinsam ein, um „Minnie the Moocher“ zum Besten zu geben. Die Klasse 6b der Realschule Oppum hat gerade Musikunterricht. Seit der Einschulung in die fünfte Klasse sind alle Schüler der Stufe im Besitz einer Flöte. Der Musiklehrer Frank Becker führte im Jahr 2005 das Projekt „Flötenklassen an der RSO“ ein und ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Es ist faszinierend, was die Schüler musikalisch zu Stande bringen. Alles, was sie lernen — also etwa Noten lesen, Vorzeichen, Takt oder Rhythmus — können sie sofort anwenden.“

Auch andersherum ist die Benutzung der Flöte hilfreich, wie Becker erklärt: „Manchmal lernen die Kinder erst, ein Stück zu spielen, und dann untersuchen wir dieses Stück auf Formen und andere musikalische Parameter.“ Becker bedauert, dass im Musikunterricht an anderen Schulen oftmals die Theorie im Vordergrund stehe. An der Realschule Oppum wird stattdessen das Erlernte angewendet.

Auf die Idee ist Becker gekommen, als immer mehr Bläser- und Keyboard-Klassen gegründet wurden. „Das wäre bei uns finanziell nicht machbar. Bei Flöten für vier Euro ist der Vorteil, dass sie leicht, transportabel und daher überall einsetzbar sind und bei Verlust oder Beschädigung nur ein geringer Schaden entsteht.“

Die musikalische Bandbreite ist enorm groß. Neben bekannten Evergreens wie „Love me tender“ werden zum Beispiel auch Mozarts Singspiel oder das Thema aus Edvard Griegs Morgenstimmung behandelt. Und die Arbeit lohnt sich — Konzerte gehören zum Alltag der Schüler. Ob reguläre Schülerkonzerte, die Begrüßung der neuen Fünfer oder die Verabschiedung der Zehner oder externe Vorspiele wie in der Krefelder Synagoge — die Schüler lernen, gemeinsam vor einem Publikum aufzutreten. Die zwölfjährige Acelya Karaca findet das super: „Das Weihnachtskonzert hat mir großen Spaß gemacht. Es ist auch gut, dass ich jetzt Noten lesen kann.“

Die kompletten Stufen fünf und sechs nehmen Teil an dem Flötenprojekt. „In späteren Klassen wäre es eventuell auch schwer, das Projekt durchzusetzen. Schon zum Ende der sechsten Klasse wird es komplizierter, da die Schüler dann „coolere“ Sachen spielen wollen — mit ,Eine Seefahrt die ist lustig’ kann man ihnen dann nicht mehr kommen“, sagt Becker schmunzelnd.

Durch die Flötenklassen hat sich ein richtiges „Wir-Gefühl“ entwickelt, findet Becker: „Die Schüler achten aufeinander, weisen gegenseitig auf Fehler hin und helfen sich bei Schwächen.“ Auch sprachliche Probleme würden ausgeglichen. Sobald die Flöte in den Händen liegt, sind alle Schüler auf einem Niveau, weiß Becker: „Die Flöte ist praktisch ein Mini-Integrationsinstrument.“

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