Bei Helmi Busch tanzt die Nadel

Die Linnerin ist mit ihrer Nähkunst auf historische Gewänder spezialisiert. Das kann außer ihr kaum noch jemand.

Krefeld. An das Nikolaus-Gewand lässt sie nur den „Heiligen Mann“ und sich selbst. „Es ist ein wertvolles Stück aus der Samtweberei Scheibler & Peltzer. Den Stoff gibt es heute nicht mehr“, erklärt Wilhelmine Busch, die in Linn alle nur Helmi nennen. Die 72-Jährige ist bei der historischen Feuerwehr und den „Kauffrauen zu Linn“ ein gerngesehener Gast. Hat sie doch so manchen Nähstich an den historischen Gewändern für sie gesetzt. Und für den Nikolaus erst recht.

Bei Helmi Busch tanzt die Nadel
Foto: Dirk Jochmann

Eigentlich war Helmi Busch OP-Schwester. Doch der Beruf der Großmutter gefiel ihr auch. „Sie war Damen- und Herrenschneiderin und übte auch Paramenten-Stickerei aus, hielt die kirchlichen Gewänder in Ordnung“, berichtet Busch. „Wenn ich als Kind in den Ferien zu ihr kam, hatte sie ein Puppenkleidchen zugeschnitten, das ich nähen musste. Ich wollte das genauso können wie meine Oma.“

Das hat bald geklappt. Als sie 1976 mit der Familie von Königshof nach Linn zog, wurden ihre Talente schnell entdeckt. Für die „Kauffrauen zu Linn“ hat sie sich sogar die historischen Schnittmuster beschafft. „Damals war es üblich, dass Kleid und Mantel zusammenpassten und der Mantel mit einer kleinen Schleppe versehen war“, weiß die 72-Jährige. „Da die Mädchen der Neuzeit jedoch klagten, beim Schützenfest mit der Schleppe nicht tanzen zu können, habe ich sie kurzerhand weggelassen.“

Für ihr ehrenamtliches Engagement wurde sie gewürdigt und sowohl bei den Kauffrauen, als auch den Feuerwehrmännern zum Ehrenmitglied ernannt. „Für die historische Feuerwehr habe ich beispielsweise die Fahne bestickt.“ Den Spruch, den sie in dem Zusammenhang ganz oft hört ist: „Kannst Du mal . . .“

Das Nikolausgewand liegt ihr besonders am Herzen: „Zum ersten Mal trug es der Nikolaus bei der Feier beim damaligen Eislaufverein Preußen. „Dort waren meine Kinder aktiv. Seitdem habe ich die Kleidung gehütet und helfe dabei, sie anzulegen und auszuziehen. Denn alle Reparaturen muss ich ausführen. Ich nehme die Sachen auch sofort wieder mit nach Hause.“

Um das Gewand des Heiligen Mannes dem des Bischofs möglichst genau anzugleichen, hat sie sich bei den Schwestern der Abtei Mariendonk erkundigt. „Nach deren Angaben habe ich Untergewand, Chormantel, Tuch, Stola und Mitra nachgenäht.“ Das dauerte zwei Wochen.

Damit alles stimmig ist, hat sie auch das Buch des Heiligen Mannes in Goldbrokat eingeschlagen. Was ihr jedoch noch nicht gelang, ist Bart und Perücke des Nikolaus‘ aus Hanf herzustellen. „Das Material gibt es so nicht mehr.“ Aber damit alles so genau passt, hat sich Georg Schicks, der den Nikolaus beim Linner Weihnachtsmarkt gibt und sehr stolz auf sein schönes Gewand ist, einen langen weißen Bart wachsen lassen.

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