Birgit Klausmann ist die Meisterin der Sprachen

Birgit Klausmann verfasst Wörterbücher in romanischen Sprachen und hält Werke sprachlich auf der Höhe der Zeit.

Birgit Klausmann ist die Meisterin der Sprachen
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Als sie 1981 den Auftrag für ein deutsch-italienisches Wörterbuch erhielt, betrat Birgit Klausmann Neuland: „Das war das erste Kompaktwörterbuch im Klett-Verlag“, sagt die promovierte Sprachwissenschaftlerin. Vor dreißig Jahren habe es nur englische, französische und spanische Wörterbücher gegeben. Ihr Erstlingswerk hat die Krefelderin nach dem Studium in Düsseldorf, Duisburg und Paris vorgelegt. „Ich wollte immer mit Büchern arbeiten; nach diesem Auftrag war ich Lexikographin“, sagt sie.

Lexikographen sind in zwei Bereichen tätig: „Sie beschreiben die Welt — dann entsteht eine Enzyklopädie wie der Brockhaus. Oder sie erklären die Sprache — dann verfassen sie ein Wörterbuch.“ Sie gibt ein Beispiel für einen Eintrag: Für das deutsche Wort „Glas“ gibt es im Italienischen mehrere Übersetzungsmöglichkeiten. „Vetro“ bezeichnet das Material, „bicchiere“ ein Trinkglas, „vasetto“ ein Marmeladenglas, „binocolo“ ein Opernglas.

Ein Redakteur verwendet ein einsprachiges Wörterbuch als Grundlage und stellt sich die Frage: „Was ist in der Zielsprache wichtig?“ und führt dann die entsprechenden Bedeutungen auf. Birgit Klausmanns wichtigstes Handwerkszeug ist der mehrbändige Duden.

In ihrem Arbeitszimmer stehen neben Brockhaus und Duden auch viele Bücher, an deren Entstehen sie beteiligt war: Die grünen — Pons im Klettverlag, die klassisch blaugelben (Langenscheidt), verschiedene Grammatiken. Sämtlich in allen denkbaren Formaten. Mit ihrem italienischen Lexikon aus den 80er Jahren wurden vier verschiedene Situationen abgedeckt: Der deutsche Benutzer will das Italienische nicht nur verstehen, sondern auch sprechen. Genauso der italienische — er will Deutsch verstehen und sprechen. „Heute sind es nur noch zwei Situationen — der Deutsche will verstehen und produzieren.“ Und immer auf dem neuesten Stand. Schon damals wurde „Handy“ und „Computer“ darin übersetzt.

Gerade hat Birgit Klausmann an zwei Neuauflagen mitgearbeitet. In einem französischen und einem italienischen Lexikon hat sie jeweils hundert veraltete Wörter herausgenommen und dafür hundert neue hinzugefügt. Diese Arbeit ist aber lange nicht mehr so aufwendig wie zu Beginn ihrer Berufstätigkeit. Heute ist alles im Rechner hinterlegt — „man muss nicht immer wieder bei Null anfangen“, sagt Birgit Klausmann. „Damals haben wir noch mit der Schreibmaschine und Tipp-Ex gearbeitet.“

Und noch etwas hat sich verändert: Wörterbücher und Lexika in gedruckter Form werden verdrängt von den Möglichkeiten im Internet. „Alles Wissen wird geteilt — man kann es nicht mehr verkaufen“, sagt Birgit Klausmann. Umfangreiche Wörterbücher müssen nicht mehr neu erstellt werden. Also setzt Birgit Klausmann ihre sprachliche und lexikographische Kompetenz jetzt auch auf anderen Gebieten ein. Sie verfasst Sprachlehrwerke: Zum Beispiel eine englische, französische und spanische Grammatik auf der Seite Sprachurlaub.de.

Für „Deutsch als Zweitsprache“ im Cornelsenverlag war sie als Autorin und konzeptionell tätig. Sie textet für Unternehmen im Internet, sie lektoriert wissenschaftlich Master-Arbeiten oder Dissertationen. Und sie gibt auch auf andere Art weiter: Die Gleichstellungsstelle lässt sich intern über Genderstudies informieren. Im Mai hält Birgit Klausmann einen Vortrag mit dem Thema „Wie bringen wir unser Deutsch auf Vorderfrau?“

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