Der Scheich und die heilende Quelle

Die Linner Theatergruppe spielte an drei Tagen hintereinander vor ausverkauftem Haus das Stück „Schuster bleib bei deinen Leisten“.

Der Scheich und die heilende Quelle
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Am späten Sonntagabend fielen sich 18 Akteure freudestrahlend in die Arme — das Theaterspielen in Linn hatte funktioniert. Was sich anfangs wie eine Schnapsidee anhörte, war Wirklichkeit geworden: Dreimal, am Freitag-, Samstag- und Sonntagabend, wurde das Stück „Schuster bleib bei deinen Leisten“ aufgeführt. Die Aula der Johansenschule am Kohlplatzweg war jedes Mal mit 130 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllt.

Begonnen hatte alles im April 2012: Da regte die Linnerin Else Winkmann an, eine Theatergruppe zu gründen. Sie stieß bei einigen Mitbürgern auf offene Ohren und bald trafen sich ein paar Spielbegeisterte. Man lotete aus, was machbar ist und stellte fest, dass der Kauf eines Theaterstücks hohe Kosten verursachen würde. Seine impulsive Bemerkung „Dann schreiben wir eben selbst ein Stück“ verschaffte Achim Klaßen den Auftrag.

Heute sagt er: „Zu diesem Zeitpunkt hatte keiner eine annähernde Vorstellung, wie viel Arbeit dahinter steckt. Das Stück war schnell geschrieben, aber dann ging es an die Umsetzung.“ Zunächst war eine Theatertruppe zu formen — aber immer wieder kamen und gingen Akteure, es gab daher lange Zeit kein Vorankommen.

Vor den Sommerferien jedoch übernahm René Schalthöfer die Spielleitung und plötzlich klappte alles. Mit Peter Liesefeld fand man auch einen Bühnenbildner; die Kostüme wurden selbst gefertigt oder geliehen. Die Schulleitung der Johansenschule unterstützte die Theatermacher und stellte die Aula zur Verfügung. Einziger Nachteil: die 44 Stufen bis hoch hinauf in die zweite Etage.

Die Geschichte des Theaterstücks ist schnell erzählt: Der Linner Schuster Gottfried Lenzen lebt bescheiden mit seiner Frau Else von einem kleinen Geschäft im alten Linn. Als er nachts in den Burggraben stürzt, entdeckt er eine Heilquelle. Das heilsame Wasser wird vermarktet, sorgt für entsprechende Verwicklungen im Ort und lockt einen Investor an. Der heißt Scheich Mohammed ibn Hadschi ibn Abdul ibn Halef ibn Harissa und kommt aus Tunesien. Er plant die weitere Vermarktung des Heilwassers — oder vielmehr sein Berater, denn der Scheich selbst interessiert sich vor allem für das Linner Mädchen Marie.

Zur Freude der Zuschauer, die meisten von ihnen Linner, gab es immer wieder zahlreiche und herzhaft belachte Hiebe auf die benachbarten Städte Krefeld und Uerdingen. Und die Namen der handelnden Personen findet man in Linn wieder: Lenzen, Nauen, von Bihl und Reitz.

Auch der Nachtwächter, in Person von Heinz-Peter Beurskens, hat eine mehr als tragende Rolle. Er kommentiert das alte und neue Geschehen in Linn und verbindet so die vielen Szenenwechsel und Vorhänge. Am Premierenabend gab es Sekt und Selters, dann zog die ganze Truppe mit ihren Fans — genau wie auch am Samstag- und Sonntagabend — ins Café Konkurs, um gemeinsam ein Bier zu trinken.

Vorher allerdings hatte Autor und Hauptdarsteller Achim Klaßen noch ein besonderes Erlebnis: Roswitha, die angereiste Tochter aus der Schusterfamilie Lenzen, umarmte ihn und bemerkte: „Darf ich Dich mal drücken, ich habe in Dir meinen Vater gesehen!“ Da war Klaßen sehr gerührt.

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