"Die Linner Kirmes darf nicht sterben"

Dieses Jahr fällt der Rummel ganz aus — eine Fortsetzung ist ungewiss. Die Bürger wollen kämpfen.

"Die Linner Kirmes darf nicht sterben"
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Dass es in diesem Jahr keine Frühjahrskirmes geben soll, verärgert viele Linner. Zugleich befürchten sie, dass die Kirmes vielleicht überhaupt nicht mehr in den Stadtteil zurückkehrt. Der finanzielle Ertrag lohne den Aufwand nicht, sagen die Schausteller. Beim WZ-Mobil am Danziger Platz trafen sich rund zwanzig Linner, um ihem Unmut Luft zu machen — und um Pläne für die Rettung der Stadtteilkirmes zu schmieden. Denn eines machten die Linner klar: Ein Verzicht auf den Rummel kommt für sie überhaupt nicht in Frage.

Sebastian Wittig war schon als Kind auf der Kirmes. Jetzt ist der junge Vater verärgert. „Die Stadt verlangt zu viele Gebühren von den Schaustellern, daran scheitert es“, sagt er. Hinzu kämen die hohen Stromkosten „und schon geht die Kirmes zugrunde.“ Für Linn sei das „superschade“, findet er. Der Niedergang sei aber absehbar gewesen: „Auf dem Rathenauplatz ist die Kirmes falsch aufgehoben“, sagt Wittig. Die beste Alternative für den kleinen, dreitägigen Rummel wäre seiner Meinung nach der Danziger Platz.

Auch Heribert Schöndeling hält den Platz an der Rathenaustraße für eine schlechte Wahl. Er favorisiert die Wiese vor dem Museum Burg Linn, auf dem auch das Schützenfest stattfindet. Mit den Schützen zusammen könnte aus der kleinen Stadtteilkirmes auch eine für Schausteller wieder attraktive Großveranstaltung werden. Zudem regt er an, die Planung vom Liegenschaftsamt der Stadt an den Schaustellerverband Niederrhein zu delegieren. „Die Schausteller wissen ja am besten, wie eine Kirmes erfolgreich zu betreiben ist“, sagt er. Starthilfe für eine neue Linner Kirmes könnten niedrige Standgebühren und Freifahrtscheine für Kindergärten und Schulen sein.

An die Kinder denkt auch Jasmin Ziebolz. „Linn ist ein Kinderviertel“, sagt die junge Mutter, „deswegen sind wir hier hingezogen. Und für die Kinder ist die Kirmes ein großer Traum.“ Für die Eltern dagegen hat sie noch einen ganz anderen Vorteil gehabt: Sie ist so übersichtlich, dass man den Nachwuchs immer im Blick haben kann. Und Romina Träger ergänzt: „Auf der Krefelder Kirmes laufen einfach zu viele Betrunkene rum.“

Andrea Kietzer wünscht sich, dass die Kirmes durch Bündelung der Aktivitäten wieder in den Stadtteil zurückgeholt wird. „Zum Beispiel mit einem Festzelt auf dem Schulhof oder mit dem Trödelmarkt, der hier auf dem Danziger Platz immer im August stattfindet.“ Dann würden ihrer Meinung nach auch die Schausteller genug verdienen. „Es wäre dann halt keine Kirmes, sondern ein richtiges Volksfest.“ Das passende Motto dafür hält ihr Bruder Jörg Kietzer schon bereit: „Das Linner Sommermärchen“, schlägt er vor, muss dabei aber selber schmunzeln.

Herbert Buschmann findet, dass das Problem hausgemacht ist: „Von 400 Linnern, die hier an den drei Tagen vorbeikommen, gucken 300 nur und gehen dann weiter“, will er festgestellt haben. „Wenn jeder hier für seine Enkel Zuckerwatte kauft und für sich selbst ein Bier, dann funktioniert das auch“, ist er sicher.

Die Linner sind sich einig: Ihre Kirmes soll nicht sterben. Nur wie sie gerettet werden soll, darüber gehen die Meinungen auseinander. Nach den Sommerferien soll es ein Treffen von Schaustellern, Bürgerverein und Liegenschaftsamt geben. Von der Platzwahl bis zu den Standgebühren kommt dann alles auf den Prüfstand.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort