Tanzturnier der Oppumer Prinzengarde - Leistungssportler auf der Karnevalsbühne

Ein Tanzturnier mit 85 Auftritten ist für Krefeld eine große Sache: Am Samstag fand der erste Wettbewerb der Oppumer Prinzengarde statt.

Krefeld-Oppum. Karnevalistischer Garde- und Showtanz — das klingt nach Brauchtum, Marschmusik und bemühten Funkenmariechen in bunten Uniformen. Und nicht gerade nach Akrobatik, Ausdruck und Sportlichkeit. Doch mit genau diesem hohen Niveau präsentierte sich das erste Tanzturnier der Oppumer Prinzengarde. Über 30 Vereine von nah und fern hatten sich angemeldet. Und so traten fünf Altersgruppen in sechs Disziplinen gegeneinander an. Das Turnier dauerte den ganzen Tag, von 10 Uhr morgens bis in die Abendstunden.

Der erst 2006 gegründete Karnevalsverein bewies mit seinem Engagement seinen jugendlichen Ansporn. „Es gibt immer weniger solcher Turniere in der Umgebung“, sagt Mike Zielke, Tänzer und erster Vorsitzender des Tanzturnier-Ausschusses der Oppumer Prinzengarde. „Und wir wollten uns und den benachbarten Vereinen einen Gefallen tun, also haben wir es selbst in die Hand genommen und ein Turnier organisiert.“

Über Oppumer Nachbarschaft geht die Herkunft einiger Vereine allerdings hinaus: Den weitesten Weg hatte der KNC Junge Narren aus dem 150 Kilometer entfernten Nordhorn in Niedersachsen. „Wir mussten schon vor zwei Monaten die Anmeldungen stoppen, so viele wollten mitmachen“, sagt Gründungsmitglied und zweiter Vorsitzender der Prinzengarde Heinz Walter.

Schauplatz war das Jugendzentrum Casablanca an der Hauptstraße 20. Und das platzte bald aus allen Nähten: Auf dem Flur tummelten sich unzählige halb geschminkte Tänzer, die auf ihren Auftritt warteten oder sich aufwärmten, umringt von Eltern, Geschwistern und Vereinsmitgliedern.

Im großen Saal kochte die Stimmung. Die Zuschauer, die an langen Tischen zwischen Bühne und Jury-Tribüne saßen, feuerten die Tänzer bei lauter Musik kräftig an. Denn was ihnen geboten wurde, war kein Hobbytanz — sondern Leistungssport. Schon für die Kleinen waren Kunststücke wie der Sprung in den Spagat, Hebefiguren und halsbrecherische Sprünge ganz normal.

Oberjuror Jochen Moors weiß, wie anspruchsvoll das Garde- und Showtanzen ist. „Ursprünglich kommt dieser Stil zwar aus dem Karneval“, erklärt der ausgebildete Wertungsrichter. „Aber mit dem, was sie bei den meisten Karnevalsumzügen geboten bekommen, hat das hier nichts zu tun. Das hier ist Sport.“ In den letzten zehn Jahren hat der Gardetanz einen Imagewandel durchlebt. Auch sind immer mehr Männer daran interessiert.

Jochen Moors bewertet neben der Choreografie, der Musik, der Schwierigkeit und der Synchronität bei Gruppen und Paaren vor allem, ob der Tänzer sich innerhalb des ihm möglichen sportlichen Rahmens bewegt. „Ich mag es nicht, wenn ein Tänzer überfordert ist und sich abmüht“, betont Moors. „Wenn zum Beispiel zum Spagat noch 15 Zentimeter fehlen. Dann lieber gar keinen Spagat.“

Da es sich am Samstag in Oppum um ein verbandsfreies Turnier handelte, konnten Jochen Moors und seine vier Kollegen die Tänzer frei nach den Regeln der beiden großen Verbände des Garde- und Showtanzes bewerten, dem Bund Deutscher Karneval (BDK) und dem Deutschen Verband für Garde- und Schautanzsport (DVG). Bei verbandsgebundenen Turnieren wird nach nur einem Regelwerk gewertet.

Um 19.30 Uhr wurden dann die Sieger gekürt. Dabei zeigte sich ein klarer Siegerverein: Der TSG Rheinhausen holte in jeder Kategorie, in der er teilnahm, den ersten Platz. Die Oppumer Prinzengarde konnte sich über den ersten Platz ihrer Vorschulkinder im Gardetanz freuen.

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