Am Rott: „Der Neubau soll sich ins Viertel einfügen“

Die Pläne für Wohnhäuser am Rott lassen die Anwohner am WZ-Mobil Sturm laufen.

Am Rott: „Der Neubau soll sich ins Viertel einfügen“
Foto: Andreas Bischof

Bockum. Den Anwohnern der ehemaligen Spedition Vanck am Rott und der angrenzenden Straßen gehen die Neubaupläne für das Gelände nicht nur zu weit, sondern vor allem auch zu hoch. Ihr Vorwurf ist, durch die Höhe von 12,5 Metern beim Mehrfamilienhaus und 9,5 Metern bei den insgesamt acht Doppelhaushälften und dem Einzelhaus entstehe ein „Klotz vor der Nase“, der ihnen die Sicht nimmt und nicht in das gewachsene Gefüge der Bockumer Straßenzüge passt. Sie fürchten, das auf ihre Belange keine Rücksicht genommen wird, um den Wünschen des Investors entgegenzukommen.

Naturgemäß anderer Meinung ist der Architekt des Projekts, Klaus Reymann. „Wir gehen sehr verantwortungsvoll mit den Werten der Baunutzungsverordnung um“, sagt er. Und die für die Verordnung entscheidenden Parameter wie Grundflächenzahl (GRZ) und Geschossflächenzahl (GFZ) lägen deutlich unter den Grenzen des gesetzlich zulässigen. „Wir haben die GRZ und die GFZ sogar um ein Drittel unterschritten“, sagt Reymann. Auch der baurechtlich zulässige Abstand zu den Grundstücksgrenzen von mindestens drei Metern wird eingehalten, die Häuser hätten einen Abstand zu den Grundstücksgrenzen von sechs Metern und zehneinhalb Metern.

Beruhigen lässt sich Agnes Tadayon davon nicht. „Ich befürchte, dass durch den Bau des privaten Anliegerweges, durch den geringen Abstand von einem Meter zwischen Giebelwand und Straße, mein über 100 Jahre altes Haus nachhaltig geschädigt werden kann. Anni Huhnen kritisiert die Dimensionen der geplanten Gebäude. „Ich habe Angst vor der Höhe dieser Klötze. Die Häuser sollten niedriger gebaut werden, wie normale Einfamilienhäuser.“

Karl Fischer ist zwar auch kein Befürworter des Entwurfs, kann die Entscheidung des Investors aber nachvollziehen: „Die Grundstückspreise in Bockum sind zu teuer, um klein zu bauen.“

Die meisten Besucher des WZ-Mobils betonen, dass sie nicht generell gegen bauliche Veränderungen im Viertel sind. „Gegen die grundsätzliche Bebauung bestehen keine Einwände“, sagt Birgit Pricken. „Jeder soll sein Grundstück nutzen können, aber es muss auch auf die Bedürfnisse der Anwohner Rücksicht genommen werden. Und da sehen wir unsere Ansprüche stark zurückgedrängt“, sagt sie. Konkret kritisiert sie neben der Dichte der Bebauung auch die Art des Baustils, der sich nicht in die Umgebung einfüge. Durch die geplanten Dachgärten befürchtet sie außerdem einen Verlust von Privatsphäre in den Gärten.

Elke Liebert gehört zu den Begründerinnen einer Initiative gegen die Bebauung. „Im hinteren Bereich sind das ja im Prinzip dreigeschossige Bauten“, sagt sie. „Und die Bäume, die vorher als Sichtschutz dienten, verschwinden dafür. Sie wünscht sich eine kleinere Bebauung mit größeren Innenhöfen. „Das heißt ja auch weniger Lärm und Autoverkehr.“

„Als ich das erste Mal über die Friedrich-Ebert-Straße gefahren bin, war ich begeistert von der alten Bebauung“, schwärmt Filiz Akmanlar. „Wenn jetzt zu viel von diesem Baustil gebaut wird, zerstört das den Charakter des Viertels.“ Auch Ursula Vootz schwärmt vom Viertel. „Der Reiz dieser Gegend sind die begrünten Innenhöfe. Das bestimmt ja auch den Wert der Grundstücke.“ Nach der letzen Ratssitzung ist sie vorsichtig optimistisch, das beim Bebauungsplan noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“.

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