Meute fällt über Jagdhündin her

Auf dem Transport zu einer Schleppjagd im Hülser Bruch erlitt ein Foxhound tödliche Verletzungen.

Verberg. Ein Nachspiel hat die Schleppjagd des Reitervereins Bayer Uerdingen und zwei benachbarter Vereinen mit der Cappenberger Meute vom vergangenenen Wochenende im Hülser Bruch. Die städtische Ordnungsbehörde ermittelt nach einer Anzeige wegen des Verdachts der Tierquälerei.

Kurz vor Beginn der Jagd hatte eine Frau mit Kind eine lebensgefährlich verletzte Foxhound-Hündin zur Verberger Tierärztin Dr. Dagmar Ullrich gebracht, die am Samstag Notdienst hatte. Das sieben Jahre alte Tier, vom Cappenberger Schleppjagdverein (Sitz in Werl) einst von der Königlichen Niederländischen Meute mit drei Welpen erworben, hatte schwere Wunden am Rücken und an der Seite. "Zudem waren beide Hinterläufe bis auf die Knochen und Sehnen zerbissen", sagt Ullrich.

Die Frau, die ihr die zitternde Hündin in die Praxis brachte, habe nach den Kosten für die Behandlung gefragt und dann die Anweisung erteilt, das Tier nicht zu teuer zu behandeln, sondern im Zweifelsfall einzuschläfern. Das tat Dagmar Ullrich dann auch. Da die Tierkörperbeseitigungsanstalt in Viersen zu dieser Zeit bereits geschlossen war und sie auch keinen Auftrag bekommen hatte, den Hund durch einen Tierbestatter zu entsorgen (140 Euro), legte sie ihn vor ihre Praxis-Tür.

Dort las der Vorsitzende des Reitervereins Bayer Uerdingen, Peter Schmelzer, den in eine Decke gewickelten Kadaver am selben Nachmittag auf und "entsorgte" ihn am Montag in Viersen.

"Das war sozusagen Amtshilfe für uns", erklärt der sportliche Leiter des Cappenberger Schleppjagdvereins, Jürgen Böcking. Seiner Schilderung zufolge habe sich die Hündin beim Transport auf der Ladefläche des klimatisierten und belüfteten Siebeneinhalb-Tonners verletzt. Was dann passierte, sei eine "ganz normale Geschichte": Die Meute, die ungetrennt transportiert wird, sei auf das verletzte Tier losgegangen. Er verweist auf das Rudelverhalten der Jagdhunde: "Die leben anders als Haushunde". Der sportliche Leiter ist überzeugt: "Wir sind an die falsche Tierärztin geraten." Weil sie die Boulevard-Presse eingeschaltet hatte, habe sie gar "gegen ihre Schweigepflicht verstoßen". Ullrich ist keine Freundin von Schleppjagden, das gibt sie unumwunden zu.

Ihr Verdacht, die Schleppjagd könnte mit der 2002 erlassenen Landeshundeverordnung kollidieren, hat sich laut Stadtverwaltung nicht bestätigt. Angelika Peters vom Presseamt: "Für diese Jagden im Hülser Bruch haben die Veranstalter stets eine Genehmigung." Jürgen Böcking betont: "Unsere Meute ist absolut betriebssicher". Dass die Tiere, wie von Ullrich befürchtet, am Rande der Strecke andere Hunde, Katzen oder einen Jungfuchs anfallen könnten, sei undenkbar. Im übrigen würden Haltung und Transport der Hunde von der Veterinärin des Kreises Unna überwacht.

Peter Schmelzer, der Vorsitzende des mehr als 250 Mitglieder zählenden Reitervereins, sieht den Cappenberger Schleppjagdverein "in der Pflicht, die Ursache für die schweren Verletzungen des Hundes aufzuklären, uns darüber zu berichten und alles Notwendige zu unternehmen, damit ein solches Ereignis in Zukunft sicher verhindert wird."

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